Die vergangenen Wochen und Tage waren für einen erholsamen Schlaf bestimmt nicht gerade förderlich. „Natürlich sind die Ängste und Sorgen der Menschen jetzt groß, und die tragen wir auch in unseren Schlaf mit hinein. In der derzeitigen Situation ist es nicht leicht, diese Gedankenkreisläufe abzustoppen“, sagt die Villacher Psychologin und Psychotherapeutin Karoline Metzler-Amlacher.
Denn das Unterbewusstsein bearbeite in der Nacht die Tagesgeschehnisse und diese stellen im Moment für jeden Einzelnen eine Herausforderung dar. „Das kann sich in nächster Zeit sogar durchaus noch verschlimmern“, sagt Metzler-Amlacher. Trotzdem sei guter Schlaf aber gerade jetzt wichtig, „um den Körper und damit auch die Abwehrkräfte zu stärken.“
Rituale aufbauen
Auch für das Zu-Bett-Gehen kann man sich Rituale zurechtlegen – ganz so, wie es bei kleinen Kindern üblich ist, denen man auch eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest oder ein Lied singt. Solche Rituale für Erwachsene können sein: ein Bad nehmen, eine Meditation anhören und so zur Ruhe kommen oder Atemübungen zur Entspannung machen.Auf keinen Fall sollte man sich gehen lassen. Den ganzen Tag nur am Sofa zu verbringen, ist bestimmt kein guter Ansatz“, sagt die Psychologin.
Ihr Tipp: sich am Abend ablenken, etwa lesen, ein Hörbuch oder Musik hören. Und: Auch wenn Nachrichten wichtig sind, sei es nicht notwendig, sich noch kurz vor dem Schlafengehen alle Informationssendungen anzusehen oder anzuhören. „Sich abzulenken, ist für einen guten Schlaf sicher besser geeignet“, so Metzler-Amlacher.
Nicht zu hell im Schlafzimmer
Ähnlich sieht es auch Angelika Kugi, Expertin für Schlafmedizin im LKH Villach. „Rituale sind wichtig“, bestätigt sie. Und man solle abends die Arbeit am Computer, wenn möglich, einstellen, denn „das blaue Licht verhindert die Melatoninproduktion, die für den Schlaf wichtig ist.“ Deshalb rät Kugi auch, das Schlafzimmer abzudunkeln. „Wenn es zu hell ist, merken die Rezeptoren der Augen das, was ebenfalls die Produktion von Melatonin verhindert.“
Denn eines steht fest: Auch in unruhigen Zeiten ist gesunder Schlaf wichtig, damit sich der Körper erholen kann, sonst kann es unangenehme Folgen haben: etwa einen erhöhten Stresslevel, weniger Produktivität oder erhöhtes Unfallrisiko. Erzwingen könne man den Schlaf allerdings nicht, im Gegenteil. „Wer gar nicht abschalten kann, sollte sich aber trotzdem nicht stundenlang im Bett wälzen.“ Das könne dazu führen, dass man sich irgendwann nur mehr mit Angst ins Schlafzimmer begebe. „Es wird mit negativen Gefühlen besetzt und an Schlaf ist dann nicht mehr zu denken.“
Harald Schwinger