Sie sind unter uns. Wie viele es sind, weiß niemand. Sind es Millionen? Oder nur mehrere Hunderttausend, denen die Säugetiere weltweit ein Zuhause bieten? Viren sind im Tierreich jedenfalls allgegenwärtig. Und meist bedeuten sie für die Gesundheit des Menschen nichts Gutes. So werden aktuell rund zwanzig Virenfamilien unterschieden, die Tiere und Menschen befallen können. Zwei Drittel der menschlichen Virenerkrankungen haben ihren Ursprung bei Tieren. Tendenz steigend.

Dieser Trend zu vermehrten Ausbrüchen hat mehrere Gründe: Der Kontakt zwischen Wildtieren und Nutztieren wird durch exzessive Zuchttierhaltung intensiver, der Mensch dringt durch Rodungstätigkeit immer weiter in Gebiete vor, in denen für ihn gefährliche Viren existieren. Und die zunehmende Reise- und Transporttätigkeit führt zu einer schnelleren Verbreitung. So werden aus lokalen Vireninfektionen globale Pandemien.
Dazu kommt, dass Viren sich ständig verändern und so die körpereigenen oder eingeimpfte Abwehrschranken überwinden. Bestes Beispiel ist das Grippevirus: Jedes Jahr kann es sein Gesicht verändern, jedes Jahr wird dadurch ein neuer, an die Eigenschaften des erwarteten oder bereits verbreiteten Influenzavirus angepasster Impfstoff notwendig.

Das Coronavirus, das aktuell für weltweite Turbulenzen sorgt, ist ebenfalls nur einer von sieben, die bisher aus dieser Virenfamilie bekannt sind. Vier davon verursachen nur schwache Symptome, die drei anderen dagegen sorgen für eine erhöhte Gesundheitsgefährdung bis hin zum Tod: Sars, Mers und jetzt Sars-CoV-2.

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Was sie eint, ist ein recht simpler innerer Aufbau, aber eine hocheffiziente Angriffsstrategie: Manche Viren weisen eine Hülle auf, andere nicht, einige gestalten sich schraubenförmig als sogenannte Helix, andere werden als Ikosaeder bezeichnet, was bedeutet, dass sie eine zwanzigflächige Form haben. Viren tragen eine Erbinformation mit hoher Mutationsfähigkeit in sich, haben aber keinen eigenen Stoffwechsel, was sie immun gegen Antibiotika macht (die als Stoffwechselblockierer nicht helfen) und streng genommen zu keinem Lebewesen macht. Sie brauchen einen „Wirt“, um überleben und sich verbreiten zu können. Meist sind es Tiere, immer wieder schaffen Viren aber auch einen sogenannten „Spillover“ – einen Sprung über die Artschranke auf den Menschen. Dessen Zellen sind als Nähr- und Vermehrungsorte ein recht dankbares Opfer.

„Schlaue“ Viren bringen ihren Wirt aber nicht (gleich) um oder bescheren ihm nur eine dauerhafte, aber harmlose Infektion, um möglichst lange selbst überleben zu können. Aggressive Viren wie Ebola wachsen sich zur Seuche aus, raffen lokal viele Überträger dahin – und am Ende auch das Virus selbst.

Den Menschen macht eine Infektion jedenfalls krank, weil die Zellen nicht mehr ihrer normalen Arbeit nachgehen können und das Immunsystem gefordert ist, die Infektion zu beenden. Nicht immer mit Erfolg. Es gibt zwar einzelne Arzneimittel, die die Vermehrung hemmen, allerdings nur für wenige Viren wie HIV, Hepatitis C oder Herpes. Mit der großen Masse muss der Körper allein fertigwerden.