Protonenpumpenhemmer (PPI) gehören zu den meistverschriebenen Arzneimitteln hierzulande. Sie bremsen die Bildung von Magensäure und werden oft auch als "Magenschutz" bei säurebedingten Erkrankungen des Verdauungstraktes verschrieben. Bei Patienten mit Leberzirrhose haben Grazer Forscher jüngst jedoch Hinweise auf negative Auswirkungen auf das Mikrobiom dieser Patienten gefunden.
Die Protonenpumpenhemmer werden eingesetzt, wenn die Säure-Produktion im Magen gehemmt werden soll. Das ist etwa bei starkem Sodbrennen, Entzündungen der Magenschleimhaut oder Magengeschwüren der Fall - oder wenn mehrere andere Medikamente in möglicherweise magenschädigender Kombination eingenommen werden sollen, erklärte Vanessa Stadlbauer-Köllener von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med-Uni Graz gegenüber der APA. Ihre Arbeitsgruppe erforscht Veränderungen der Darmflora bei chronischen Lebererkrankungen und hat einen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Magensäureblocker und den nützlichen Bakterien im Verdauungstrakt entdeckt.
"Wir haben uns in einer ersten Querschnittstudie das Mikrobiom von rund 100 Patienten mit Leberzirrhose angesehen. Die Hälfte hatte einen Protonenpumpenhemmer verordnet bekommen", schilderte die Grazer Expertin. Hier sind die Forscher auf eine deutlich veränderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms gestoßen. In der klinischen Beobachtung seien aus dieser Gruppe im Verlauf von drei Jahren mehr Patienten von Komplikationen der Zirrhose betroffen gewesen. Die Details haben die Forscher in ihrer jüngsten Publikation im Journal "Scientific Reports" zusammengefasst.
Die Grazer Forscher haben für die Veränderungen eine erste Erklärung parat: "Im bereits durch die Zirrhose vorgeschädigten Mikrobiom kommt es zu einer weiteren Reduktion der Diversität und zu einem Verlust der Kolonisationsresistenz - das bedeutet, dass schädliche Bakterien bessere Bedingungen vorfinden, um sich zu vermehren", schilderte Angela Horvath aus der Arbeitsgruppe. So seien dann auch vermehrt Bakterien aus dem Mund (Veillonella Parvula, Streptococcus salivarius) im Darm zu finden.
"Diese Veränderung in der Zusammensetzung des Mikrobioms führt zu einer Entzündungsreaktion im Darm und einer Darmbarrierestörung. Dadurch treten bakterielle Produkte vermehrt über den Darm in den Kreislauf ein", lautet ihre Theorie von Horvath. Nun will man das Ganze mit einer prospektiven Studie überprüfen. "Wir sind auf Zusammenhänge aufmerksam geworden, aber es war keine randomisierte Studie", schränkte Stadlbauer-Köllner ein.
Vor allem weil PPI teilweise nicht mehr rezeptpflichtig sind und viele Menschen zur Selbstmedikation greifen würden, rät die Grazer Forscherin, das Medikament nicht als "Lifestyle-Produkt" zu verwenden: Nur wenn ein PPI medizinisch verordnet werde, sollte es auch verwendet werden. Für Patienten, die auf eine Dauertherapie angewiesen sind, wollen die Forscher Therapiekonzepte in Richtung Probiotika entwickeln, die das Mikrobiom bei Einnahme von PPI schützen sollen.
(APA)