Sagen Sie niemals „Edinbörg“ zu ihr: Diese Stadt ist schließlich keine nordische Diva, sondern eine Landlady im Tartan mit Manieren und Whiskey-Schwips. Begeben wir uns also auf Streifzug durch das grandiose „Edinbara“.
Die erste Annäherung fällt kolossal keltisch aus: Auf dem Calton Hill, einer kleinen Anhöhe voller neoklassizistischer Zitate und historischer Ausrufezeichen, feiert die Stadt im Mai ein geheimnisumwittertes Fest. Maskierte Gestalten durchbrechen bei stetem Trommelschlag im gleißenden Schein der Fackeln Nebel und Dunkelheit. Ob sich der herbeigerufene Sommer blicken lässt? Die 6 Grad lassen Zweifel aufkommen.
Schottlands Hauptstadt
Jahre später, der Sommer macht noch immer einen Bogen um die schottische Hauptstadt. Gerade recht für die Läufer des Edinburgh Marathon Festival: Bei kühlen Temperaturen rennen die Athleten zum offenen Meer, die Nordseebrise macht zusätzlich Beine. Eine gute Gelegenheit, sich Edinburgh zu erlaufen: vorbei an Greyfriars Bobby, dem Skye Terrier, der nach dem Tod seines Herrchens dessen Grab 14 Jahre lang bewachte und dem ein Denkmal gesetzt wurden. Der Pub gleichen Namens ist ebenfalls „wau“, die mondäne Princes Street durch „New Town“ und das Edinburgh Castle, Heimat des Stone of Scone, Schauplatz der Krönung schottischer und englischer Könige, im Blick.
Denkmal für Walter Scott
Auch nicht zu übersehen: die „Gothic Rocket“. Welche andere Stadt setzt ihrem Nationaldichter schon ein 61 Meter hohes Denkmal? Sir Walter Scott aber prägte nicht nur die schottische Literatur, sondern die so liebenswert starrsinnige Nation selbst. Nicht zu vergessen: Holyrood Palace, offizielle Residenz der Queen in Schottland (neben Balmoral Castle in den sagenumwobenen Highlands). Von hier ist es nur ein Katzensprung auf „Arthur’s Seat“, dem von Ginster umwucherten Hausberg mit Mega-Ausblick.
Royale Jacht Britannia
Pflichtstopp jedes Besuchsmarathons: die königliche Jacht Britannia, die im Hafen von Leith ankert und tiefe Einblicke in den Bauch der Monarchie bietet: Der Luxus der königlichen Familie und die engen Kabinen des Royal Marines stehen in tiefem Kontrast und zeugen vom Wesen des Empires. 1953 vom Stapel gelaufen, wurde die Jacht 1997 außer Dienst gestellt.
Im dritten Anlauf: endlich Sommer. Und Menschenmassen, besonders auf der Royal Mile, der eine schottische Meile (1,8 km) langen Prachtstraße durch „Old Town“. Und das nicht nur im August, jenem Monat, in dem die Stadt im Festivalreigen auf- und in Touristenmengen untergeht. Das „Edinburgh Festival Fringe“ – eines von fünf – gilt als das weltweit größte Kulturfestival.
Wir genießen die Ruhe und machen uns auf den langen Weg zum Sheep Heid Inn – der 1360 gegründete Pub ist Schottlands älteste Institution seiner Art – am besten zu Fuß: Wer sich auf die Rückseite von Arthur’s Seat durchschlägt, hat sich sein Scottish Real Ale redlich verdient.