Gefragte Fähigkeiten auf dem Schulhof: Beim Fangen spielen schnell sein oder gewagte Sprung- und Hüpfvariationen vorzeigen können. Schneidet man tolle Grimassen, sichert man sich zumindest Ruhm, der eine 10-Minuten-Pause überdauert. Wer hingegen mit den Ohren wackeln kann, gilt bis zum Jahreszeugnis als unantastbar. Das ist quasi ein Naturgesetz. Aber warum können eigentlich manche Menschen mit den Ohren wackeln?
Dietmar Thurnher von der Grazer Hals-Nasen-Ohren-Universitätsklinik kennt die Antwort:
"Rund um die Ohrmuschel befinden sich Muskeln, wie sie auch die meisten Tiere haben. Egal ob Hund, Katze oder Pferd - sie spitzen die Ohren und drehen bei einem Geräusch ihren Ohrmuscheltrichter Richtung Schallquelle. Auch bei uns Menschen war das der ursprüngliche Sinn dieser Muskeln. Allerdings haben wir im Laufe der Evolution sehr kleine Ohren bekommen, die mit der Zeit nicht mehr ausrichtbar waren. Das heißt: Die dafür zuständigen Muskeln sind sehr verkümmert, prinzipiell sind sie aber noch da. Manche Menschen haben sie noch etwas ausgeprägter und können sie ansteuern. Und das ist der simple Grund, warum manche Menschen sozusagen mit den Ohren wackeln können.
Die meisten Leute haben aber so verkümmerte Muskeln, dass es nicht mehr funktioniert. Heutzutage drehen wir uns nicht mehr zur Schallquelle. Im Gegenteil. Sie kommt immer öfters zu uns. Mit In-Ear-Kopfhörer stecken wir uns die Schallquelle quasi in den Gehörgang. Wer weiß? Vielleicht werden die Muskeln auch irgendwann ganz verschwinden, weil wir sie nicht mehr brauchen."
Wenn einer filmreif mit den Ohren schlackern konnte, dann war es der Komiker Stan Laurel. Zugegeben, bei ihm wurde nachgeholfen. Nichtsdestotrotz wissen wir jetzt: Unter uns gibt es tatsächlich waschechte Wackelkünstler. Fragt sich nur, wie lange noch.
Katrin Fischer