"Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabu-Thema behandelt", sagte Birgit Satke, Leiterin von "Rat auf Draht". 2018 stieg dieZahl der Suizid-Beratungen um mehr als acht Prozent. Die Helpline verzeichnet im Schnitt jeden Tag drei Anrufer mit Suizidgedanken.

"Und dieser Trend setzt sich im ersten Halbjahr 2019 leider fort", sagt Satke. Gründe für Suizidgedanken gibt es viele: "Dazu gehören Leistungsdruck in der Schule ebenso wie familiäre Probleme und traumatische Ereignisse. Ganz allgemein können wir beobachten, dass der Druck auf Kinder und Jugendliche in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist", berichtete Satke.

Vertrauliche Gespräche

In den Beratungsgesprächen von "Rat auf Draht" zeigen sich suizidale Gedanken meist nicht unmittelbar. "Am wichtigsten ist es, eine Vertrauensbasis mit unseren Anruferinnen und Anrufern aufzubauen, denn über Suizid wird in unserer Gesellschaft nicht gern gesprochen. Hier sind unsere Beraterinnen und Berater besonders gefordert", erklärte Satke. "Im Gespräch werden nicht selten andere Probleme - etwa in der Schule - vorgeschoben." Erst nach und nach stelle sich dann im Zuge eines ausführlichen Beratungsgesprächs heraus, dass der junge Menschen mit Suizidgedanken zu kämpfen hat.

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Bei der Helpline arbeiten professionelle Therapeuten, Psychologen, Lebens- und Sozialberater sowie ein Jurist. Sie sind rund um die Uhr sieben Tage pro Woche erreichbar. "Wichtig ist, gemeinsam mit den Betroffenen zu überlegen, wie wir schnell für Entlastung sorgen können", sagte Satke. "Etwa in dem sich der/die Jugendliche eine Vertrauensperson im direkten Umfeld sucht." Auch an Krisenzentren und andere Einrichtungen, die therapeutische Unterstützung anbieten, vermittelt "Rat auf Draht" bei Bedarf weiter.

Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf überwiegend über Spenden finanziert.