Kettenbriefe, “süße” Spruchbilder und Privatnachrichten unter einem öffentlichen Profilbild: Baby-Boomer bringen dem Netz das zurück, was Millennials spätestens in den 2000er-Jahren hinter sich gelassen haben. Eine Facebook-Gruppe nahm dies jetzt zum Anlass, die Generation der zwischen 1945 und 1964 Geborenen auf den Arm zu nehmen.
Gegründet wurde “A group where we all pretend to be boomers” Mitte Mai, heute hat sie bereits über 240.000 Mitglieder. Wer durch den Verlauf der Gruppe scrollt stößt auf Caps-On, Minions-Gifs und Trauernachrichten mit Freudentränen-Emojis, die mit dem weinenden Emoji verwechselt wurden. Authentisch ist daran nichts - hauptsächlich Millennials posten die Beiträge, in denen sie sich über ältere Generationen lustig machen.
Der vordergründige Sinn dieser Gruppe scheint zeitgenössische Satire zu sein, jedoch gibt es auch einige Stimmen, die mehr dahinter vermuten: So sieht der Guardian eine Art Abrechnung der Millennials mit den Baby-Boomer in den Postings. Denn während die Baby-Boomer noch in wirtschaftlichen Aufschwungzeiten groß wurden, müssen sich Millennials mit zunehmender Unsicherheit in der Arbeitswelt abfinden. Außerdem hätten sie sich oft Fremdzuschreibungen wie “faul” und “selbstbezogen” von Älteren anhören müssen. Grund genug also, es ihnen jetzt heimzuzahlen.
Falsche Wahrnehmung auf beiden Seiten
In der Facebook-Gruppe finden sich ebenso falsche Zuschreibungen wie übertrieben dargestellte politische Positionen, die den Boomers attestiert werden. So denken anscheinend viele, sich als ältere Person auszugeben, entschuldige rassistische oder homophobe Aussagen. Dass einige der Boomer in ihrer Jugend durchaus rebellisch waren, scheinen die Nutzer dabei zu vergessen. Auch Fake-News werden in der Gruppe zuhauf gepostet. Die Annahme, ältere Menschen könnten mit neuen Technologien nicht umgehen, wurde übrigens schon mehrfach widerlegt.
Einen anderen Grund für die Beliebtheit der Gruppe sieht das online Magazin Salon: Waren es früher Computerrollenspiele wie “World of Warcraft”, in denen sich Nutzer als jemand anders ausgeben konnten, machen es Facebook-Gruppen heute viel einfacher. Nicht nur der Zutritt geht schneller, auch sei es leichter, einen Senioren als eine komplexe Fantasy-Figur zu imitieren.
Natürlich blieben auch Gegengruppen nicht aus, in denen man Millennials nachahmt.