Müllaufbereiter werden nicht müde, auf den Wert richtig getrennten Abfalls zu verweisen. Müllerzeuger aber sind müde, ihren Abfall richtig zu trennen. - Und so landet immer mehr Haushaltsunrat dort, wo er nicht hingehört: beim Restmüll.
Ernüchterndes Ergebnis
„Zwei Drittel des in der schwarzen Tonne entsorgten Mülls gehören dort nicht hin“, verweist Ingrid Winter, Leiterin des Referates Abfallwirtschaft und Nachhaltigkeit im Land Steiermark, auf ein ernüchterndes Ergebnis einer zwischen November und Mai durchgeführten Stichprobenerhebung. Besonders im urbanen Raum ist die Trennmoral gesunken. Und so füllen sich dort die schwarzen Tonnen zu einem Drittel mit Abfall, der eigentlich in die Biotonne gehört, knapp über 22 Prozent ist Papier- und Verpackungsmüll, 13 Prozent sind potenzielle andere Wertstoffe wie Metall, Glas und Alttextilien. Und fast zwei Prozent müssten eigentlich als Elektroschrott und Problemstoffe entsorgt werden. „Es gibt einen Schlendrian und großen Handlungsbedarf“, befindet demnach der steirische Abfallwirtschaftslandesrat Hans Seitinger.
Ein besonderes Augenmerk wird daher künftig auf die stark wachsende Zahl an Lithium-Ionen-Akkus gelegt (siehe unten). Mittels eigens gestalteter Aufkleber auf den Deckeln der Restmülltonnen, die auf das „extreme Gefahrenelement“ (Seitinger) hinweisen, soll die Öffentlichkeit für die richtige Lagerung und Entsorgung sensibilisiert werden.
Sorgenkind Biomüll
In Kärnten wiederum gilt der Biomüll als Sorgenkind. Laut Statistik des Verbands der Österreichischen Entsorgungsbetriebe (VBÖ) sammeln die Kärntner nur 50 Kilo Biomüll pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: In Niederösterreich sind es 172 Kilo. In der Branche wird das mit einem hohen Maß an Eigenkompostierung erklärt. Jedenfalls auch hier bedenklich: Ein Fünftel des Kärntner Biomülls landet statt in den braunen in den schwarzen Tonnen. Insgesamt finden sich wie in der Steiermark zwei Drittel Fehlwürfe im Restmüll.
Die sinkende bis maximal stagnierende Trennmoral spiegelt sich auch in österreichweiten Zahlen wider. Mit 113,2 Kilo pro Kopf sammelten Österreichs Haushalte im vergangenen Jahr annähernd gleich viel Verpackungen und Altpapier wie 2017 (113,3 Kilo).
Recyclingquote steigern
Vor allem beim Plastikmüll warten aber große Herausforderungen. Kunststoff muss nämlich schon bald sehr viel mehr gesammelt werden, um die neuen Vorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets und der EU-Einwegkunststoffrichtlinie zu erreichen. So ist die derzeitige Recyclingquote von 25 Prozent bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent zu steigern. In allen anderen Recycling-Teilbereichen wie Papier, Glas, Verpackungen und Eisenmetallen hat Österreich zwar schon jetzt bessere Werte, als die EU bis 2025 fordert - mehr geht aber immer.
Klaus Höfler