- Psychohygiene.
Einmal kurz gebrüllt und schon ist die Sache erledigt? Wenn es so einfach wäre. Psychohygiene kann zwar erleichtern, aber der Konflikt ist deshalb noch lange nicht behoben. - Teamarbeit.
Gemeinsam lässt sich ein Ziel rascher und effizienter erreichen. „Die meisten Ziele im Leben können ohne die Mithilfe anderer gar nicht erreicht werden“, betont Psychiater Michael Lehofer. Wir sind also quasi von anderen Teammitgliedern abhängig. Menschen hätten aber ein Grundbedürfnis danach, ihr Leben selbst zu bestimmen, autonom zu sein. Und so kann es durchaus passieren, dass man leicht irritiert ist, wenn der Kollege nicht so tut, wie wir es gerne möchten. „,Normalerweise geht mich das ja nichts an', ist der Standardsatz“, zitiert Lehofer. Nachdem es aber das persönliche Ziel ist, das wegen der Trödelei des Kollegen nicht erreicht werden kann, ist man böse auf ihn. - Motivation als Fiktion.
Warum trödelt der eine, während der andere alles gibt, um das Ziel zu erreichen? „Auch wenn zwei Menschen das gleiche Ziel anstreben, ist doch das motivationale Schema immer sehr unterschiedlich“, führt Lehofer aus.
Beispiele: Der eine will dem Chef besonders gefallen, dem anderen geht es in erster Linie um einen sicheren Job, und dem Dritten um eine möglichst gute Performance in der Branche, um die Karrierechancen zu verbessern. Lehofer: „Diese sogenannte motivationale Feinabstimmung kann bei Menschen mit gleichem Ziel völlig unterschiedlich sein.“ - Wenn es gärt.
Jeder Konflikt ist ein innerer Konflikt. Wenn man etwa mit der Zusammenarbeit unzufrieden ist, dann macht man dem anderen früher oder später Vorwürfe. Bei genauer Betrachtung ist der Kollege nur Auslöser eines Konflikts, der in einem selbst entsteht. Auf der einen Seite steht man als „Konfliktpartner“, der sich ein bestimmtes Verhalten vom Kollegen wünscht, auf der anderen Seite als „Konfliktpartner“, der wahrnimmt, dass der Kollege, der Teil eigener Erwartungen ist, den Vorstellungen gar nicht entspricht. - Konflikte beenden.
Die attraktivste Art, einen Konflikt zu beenden, ist wohl die, unsere störende Wahrnehmung zu verändern. Das heißt zum Beispiel, dass wir den Kollegen veranlassen können, seinen Arbeitsstil unseren Vorstellungen anzupassen. „Leider gelingt dieser Versuch nicht immer, wahrscheinlich sogar ziemlich selten“, so der Psychiater. Wenn man eine Zeit lang versucht hat, seine Wahrnehmung, also konkret den anderen zu verändern, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als diese Wunschvorstellung aufzugeben, um den Konflikt zu beenden. Lehofer: „Für viele von uns ist das ein erschreckender Gedanke, da er vermeintlich mit einer Art Selbstverrat verbunden ist.“ Rückgrat zu beweisen, wird gemeinhin als Tugend gesehen. - Charakterstärke.
Ist es eine Frage des Charakters, in einem Konflikt unbeugsam zu bleiben? „Für die meisten von uns schon, denn wir sind gewöhnlich mit unseren Wünschen oder Vorstellungen so identifiziert, dass wir quasi glauben, uns selbst aufzugeben, wenn wir unsere Wünsche aufgeben. Das ist aber ein banaler Irrtum,“ meint Lehofer. Charakterstärke zeige sich nämlich nicht in der Tatsache, dass - koste es, was es wolle - Vorstellungen aufrechterhalten werden müssen, sondern vielmehr in der Größe, nachzugeben ohne sich dabei etwas zu vergeben. - Krankmacher.
„Die moderne Hirnforschung hat nachgewiesen, dass chronische Konflikte krank machen“, warnt Lehofer. Ein chronischer Konflikt sei eine klassische Situation von Disstress, krank machendem Stress. Wenn Zweifel am Erfolg der Anstrengung dazukommt, komme auch noch die Komponente Angst dazu. Lehofer: „Wer rastet, der rostet, deshalb sind auch Konflikte für uns nützlich. Sie helfen uns, vom Leben zu lernen und am Leben zu wachsen.
Chronische Konflikte jedoch engen uns ein und sind eine dauernde Kränkung.“ Hirnforscher wissen, dass Konflikte, die Menschen - wie auch immer - lösen, zu einer Vermehrung der Schnittstellen im Gehirn führen. Das bedeutet, dass wir in der nächsten ähnlichen Situation kompetenter handeln können. Bei chronischem Stress kommt es zur gegenteiligen Reaktion - und auch zu einer immer geringeren Konfliktlösungskompetenz.