Welchen Stellenwert haben etwa Bio-Produkte im täglichen Einkauf? Welche Rolle spielt Regionalität? Und in welchen Bereichen denkt der Verbraucher vielleicht anders, als Handel und Industrie es glauben? Das hat das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com nun gemeinsam mit dem Fachmagazin PRODUKT in einer Studie erhoben.

Nachhaltigkeit ist nicht nur in aller Munde, sondern gehört für den Konsumenten von heute auch tatsächlich zum Einkaufsalltag dazu. Denn: Gefragt nach den wichtigsten Kriterien beim Lebensmittelkauf folgt nach den Dauerbrennern "gutes Preis-/Leistungsverhältnis" (92%) und der hohen Qualität der Produkte (90%) mit dem Schlagwort "Tierwohl" (79%) bereits ein Nachhaltigkeitsthema.

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Neben dem Wohl der Tiere sind Regionalität, der Verzicht auf fragwürdige Inhaltsstoffe und Produktionsweisen oder eine umweltschonende Verpackung für den Endverbraucher von besonderer Bedeutung. Damit haben Nachhaltigkeitsaspekte einen höheren Stellenwert als etwa ein niedriger Preis, fasst Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com die wichtigsten Faktoren zusammen.

Auch beim Kauf von Drogerieprodukten steht Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Größter Unterschied: Während im Supermarkt am liebsten Lebensmittel aus Österreich im Einkaufswagerl landen, kann der Drogeriefachhandel vor allem mit einer praktischen Verpackung seiner Produkte punkten.

Für das gute Gewissen darf es mehr kosten

Generell zeigt sich, dass Frauen ihren Einkauf bewusster gestalten möchten als Männer und sich nicht davor scheuen, für entsprechende Produkte tiefer ins Börserl zu greifen, erläutert Lisa Eberhardsteiner, Marketingleiterin von Marketagent.com die Aufpreisbereitschaft. Durch den höheren Preis soll insbesondere das Wohl von Tieren, der Verzicht auf kritische Produktionsweisen oder ein umwelt- und ressourcenschonender Umgang sichergestellt sein.

Alles in allem ist der Österreicher im Übrigen bereit, im Schnitt 10,9% für Produkte ohne schlechtes Gewissen zu bezahlen. Interessantes Detail am Rande: Die Relevanz von Nachhaltigkeit für den persönlichen Einkauf steigt zwar mit dem Alter. Wenn es aber tatsächlich darum geht, einen Aufpreis für nachhaltige Artikel zu zahlen, zeigen sich jüngere Konsumenten spendierfreudiger.

Tierwohl vs. Bio

Das Herz der Österreicher schlägt in Sachen Nachhaltigkeit klar für Tiere. So rangiert "Tierwohl" beim Lebensmitteleinkauf auf Platz 1 aller abgefragten Konzepte und wird damit in seiner Bedeutung von Markenartiklern und Handel unterschätzt (47% vs. 34%). Zwar nimmt auch der regionale Charakter von Produkten in den Köpfen der Konsumenten eine wesentliche Rolle ein (43%), kommt jedoch nicht ganz an die Erwartungshaltung der FMCG Branche (Fast Moving Consumer Goods) heran (51%). Und auch biozertifizierte Produkte scheinen nicht ganz so breitenwirksam zu sein, wie von Industrie und Handel angenommen.

Alles in allem ist der FMCG Branche die große Bedeutung von Nachhaltigkeit für den Verbraucher also bewusst. Im Detail zeigt sich aber, dass die Wichtigkeit der einzelnen Konzepte unterschiedlich eingeschätzt wird.

Informieren - aber wie?

Zwei Drittel der Konsumenten möchten über Nachhaltigkeitsaktivitäten der Hersteller informiert werden - am liebsten über Siegel oder Hinweise auf der Verpackung (59%). Noch wesentlicher wird aufseiten von Handel und Industrie aber der Stellenwert von Online Kanälen eingeschätzt. Knapp 7 von 10 Unternehmen kommunizieren ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit primär über Social Media Kanäle, erreichen damit aber lediglich einen Bruchteil ihrer Konsumenten. Denn diese nutzen Facebook, Instagram & Co nur selten, wenn sie sich über Maßnahmen zum fairen Konsum informieren möchten (19%).

Ein Blick Richtung Zukunft

Die Verbraucher erwarten jedenfalls für die Zukunft eine Vielzahl an neuen Produkten mit Nachhaltigkeitsaspekt. "Mit den meisten Innovationen rechnen Konsumenten in den Bereichen Regionalität (58%), umweltschonende Verpackung (57%) sowie im Verzicht auf fragwürdige Inhaltsstoffe (48%). Noch optimistischer zeigen sich Markenartikler und Handel, vor allem was regionale Produktneuheiten (66%) und umweltschonende Verpackungsmaterialien (71%) betrifft", fasst Brigitte Drabek, Geschäftsführerin von PRODUKT die Erwartungshaltungen aller Beteiligten zusammen. Am stärksten gehen die Einschätzungen erneut im Bio-Sektor auseinander, dem die FMCG Branche deutlich mehr Innovationskraft zuschreibt als die Konsumenten (62% vs. 39%)