Wie es sich gehört, steht der schönste Palast im Zentrum des Königreichs. Im beschaulichen Örtchen Olite südlich der Hauptstadt Pamplona residierte der König in einer der luxuriösesten Burgen der ganzen Welt. Der Geist des Mittelalters durchzieht alle Plätze und Gassen, wo kleine Cafés und Pensionen auf die Pilger warten. Nicht zu übersehen sind die jungen Burschen, die mit ihren selbst gebastelten Attrappen bereits für den Stierkampf in den großen Arenen üben. 

Auf seine Besucher dürfte das gotische Monument einen besonders öffnenden Eindruck hinterlassen. So ließ sich vor Jahren die Bürgermeisterin der belgischen Stadt Aalst mit ihrem Begleiter zum Liebesspiel auf einem der Türme des Palastes von Olite hinreißen. Ein von Touristen aufgenommenes Video ging um die Welt. Die Politikerin reagierte cool: „Olite ist auf jeden Fall einen Besuch wert“, sagte sie.

In Navarra betreten die Pilger zum ersten Mal spanischen Boden
In Navarra betreten die Pilger zum ersten Mal spanischen Boden © Oriol Conesa Fabregues

Millionen von Pilgern sehen das genauso. Im ehemaligen Königreich Navarra betreten sie entlang des Jakobsweges das Tor zur spanischen Halbinsel. Menschen aller Generationen aus allen nur erdenklichen Ecken der Welt sind vereint in ihrem Ziel. Unabhängig von ihrer Route kommen sie auch nach Puente la Reina. In dem nur 2500 Einwohner zählenden Ort verschmelzen die Hauptrouten zu einem gemeinsamen Weg nach Santiago de Compostela. Wanderer mit Rucksäcken und Stöcken prägen das liebliche Bild. Kaum ein anderer Ort hat es in dieser traditionellen Form verstanden, den Pilgergeist in seiner ursprünglichen Art zu bewahren. Das mittelalterliche Dorf ist reich an Kirchen und nennt mit der im elften Jahrhundert erbauten Römerbrücke über den Arga ein architektonisches Schmuckstück sein Eigen.

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Früh übt sich, wer ein Torrero werden will
Früh übt sich, wer ein Torrero werden will © KLZ

Den größten Schmelzpunkt der Kulturen liefert die Stadt Tudela. Von Muslimen gegründet lebten Juden und Araber für Jahrhunderte Seite an Seite. Die gastronomische Vielfalt hat Tudela den Beinamen Gemüsehauptstadt eingebracht. Die aus Artischocken, Erbsen, grünen Bohnen, Spargel, Mangold und getrocknetem Schinken zubereitete Menestra ist landesweit ohne Konkurrenz.

Ein Blick auf Pamplona
Ein Blick auf Pamplona © Eduardo Buxens

Surreal wird Navarra, wenn man sich vom blühenden Tudela nur wenige Kilometer weiter Richtung Biosphärenreservat Bardenas Reales verirrt. Die 42.000 Hektar große Halbwüste wirkt wie eine atemberaubende Mondlandschaft voller Schluchten und Erhebungen. Ein Paradies für Adler, Geier, Uhus, Füchse, Wildkatzen und Amphibien. Das unwirkliche Naturschauspiel lockt neben Abenteuertouristen auch die Filmindustrie an. Zuletzt wurden hier Szenen für die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ gedreht.

Kontrastpunkt Bardenas Reales
Kontrastpunkt Bardenas Reales © Patxi Uriz

Selbst allen, die ihre Erleuchtung nicht auf dem Pilgerweg suchen, sei eine Rundreise durch Navarra ans Herz gelegt. Als Pendant für die weltliche Erfüllung von Körper und Seele pflastern Weingüter, Olivenplantagen und Viehzüchter den Weg. Verkostungen der Produkte sind im Sinne der spanischen Gastfreundschaft streng vorgeschrieben.

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