Er war Julias Romeo, Cinderellas Prinz, Escamillo in „Carmen“ oder Spartacus. „Ich habe ihn schon mit 19 Jahren getanzt, das war wirklich jung für diese Hauptrolle“, erinnert sich Michal Zabavik im Halbdunkel des Tonstudios mit der sagenhaften Aussicht auf die Bühne der Grazer Oper, wo gerade alles für die kommende Vorstellung von „König Roger“ vorbereitet wird. Das ist die Welt, die den ehemaligen Balletttänzer in Bann gezogen hat. „Es war meine Mutter, die mich in Bratislava zur Ballettschule schickte. Ich wollte nicht tanzen, aber als ich es dann gemacht habe, habe ich meine Liebe dazu entdeckt“, so Zabavik, der seit 1999 bei der Grazer Oper engagiert war.

Um dieser Liebe treu zu bleiben, wechselte der 40-Jährige vor drei Jahren die Seiten, um eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker zu absolvieren. Von der Bühne hinter die Kulissen. In diesen drei Jahren arbeitete er in den verschiedensten Bereichen der Grazer Oper mit: Bühnen-, Licht- und Tontechnik. Bei Letzterem soll es nun bleiben. „Ich bin Künstler und wollte noch etwas mit Kunst zu tun haben und beim Ton ist das so. Als Tänzer arbeitet man jeden Tag mit Musik. In der Schule habe ich auch Klavier gespielt. Mir gefällt es, Aufnahmen zu machen sowie ab und zu zu komponieren.“

"Ich hatte alles erreicht"

© Markus Leodolter
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Anders als man bei einem Balletttänzer meinen möchte, waren es nicht körperliche Probleme oder das voranschreitende Alter, die ihn diesen Beschluss fassen ließen, erzählt Michal Zabavik, der seine Ausbildung am Tanzkonservatorium Bratislava absolvierte und bereits mit 16 Jahren für das slowakische Nationaltheater auf der Bühne stand. „Ich hatte mit meinen 37 Jahren einfach als Tänzer alles erreicht, was ich erreichen wollte. Ich hätte nicht mehr von Herzen getanzt, sondern nur, um Geld zu verdienen. Tanzen nur als Job, das wollte ich nicht. Als Tänzer muss schon mehr Leidenschaft im Spiel sein. Man muss jeden Tag durch Schmerzen gehen, und ohne Leidenschaft geht das nicht.“ Sich jedoch von der Opernwelt und seiner dort gewonnenen „Familie“ zu trennen, kam für den Slowaken nicht infrage. „Man kann das nicht mit einem klassischen Beruf vergleichen. Man arbeitet hier nicht bloß, sondern erlebt jede Produktion persönlich mit. Es ist familiär und alles entsteht miteinander.“ Auch dieser Umstand habe ihn dazu bewogen, sesshaft zu werden. „Man weiß ja als Tänzer nie, ob man in der kommenden Saison wieder in dem Haus ist oder in Wien, Linz, Innsbruck oder vielleicht sogar in einem ganz anderen Land. Auch diese Ungewissheit hat mich mit der Zeit fertiggemacht. Ich musste mich in meiner Laufbahn schon von so vielen meiner Freunde verabschieden.“

Der Abschied von seinem Platz vorn im Scheinwerferlicht sei ihm schlussendlich aber nicht allzu schwergefallen. „Es war für mich einfach an der Zeit, ein anderes Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen“, sagt der 40-Jährige und lässt seinen Blick von seinem neuen Platz an den Tonreglern genüsslich über die leer stehenden Stuhlreihen schweifen.