Man kann es auch gleich als große Revolution anlegen. Wie Jeremy Rifkin. Der amerikanische Ökonom sagte schon vor fünf Jahren das Ende des Kapitalismus und den Beginn eines neuen Zeitalters des Teilens und Tauschens voraus. Ganz so radikal ist es dann bisher doch noch nicht eingetreten. Man teilt auf Social-Media-Plattformen zwar eifrig Fotos, Musik, Urlaubserlebnisse, Sportabenteuer und den eigenen Beziehungs- und Gemütszustand, aber abseits der virtuellen Welt und eines dann doch wieder kapitalistisch motivierten Geschäftsmodells ist das Teilen und vor allem Tauschen von Hardware noch immer ein karitatives Randphänomen.
Freilich, es gibt sie, die Speerspitzen der Sharing Economy alias Shareconomy alias Ko-Konsum wie Airbnb, Uber, Carsharing und Co, die auf dem Teilen von Wohnraum, Fahrzeug oder zumindest einzelnen Schlaf- und Sitzplätzen basieren. Und dort, wo derartige dem traditionellen Innungs- und Kammerndenken widersprechende Angebote erlaubt sind, boomt auch die Nachfrage. Ihr Motor ist aber dennoch der Profithunger der Anbieter, den diese zu stillen versuchen, indem brachliegende Güter ihres privaten Alltags gewinnbringend kapitalisiert werden.
Damit wird streng genommen nur der klassische Markt um ein neues Revier und temporäre Benutzungsrechte erweitert. „Das Einzige, was tatsächlich geteilt wird, sind die Kapazitäten des Einzelnen“, warnen Experten. Die Gefahr, dass sich Anbieter selbst ausbeuten, indem sie ihre Leistung in den Dienst großer, gewinnorientierter Datenbewirtschaftungskonzerne stellen, ist virulent.
Klaus Höfler