Sie haben im Herbst die 30-Stunden-Woche bei vollem Gehalt eingeführt. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
Klaus Hochreiter: Wir haben seit Juni 2018 als Übergang in einer 34-Stunden-Woche gearbeitet. Seit Herbst mit 30 Stunden. Wir haben dieses Modell also seit einem Dreivierteljahr. Dank unserer dreijährigen Planung im Vorfeld haben sich keine größeren Probleme ergeben. Im Gegenteil: Es hat unsere Erwartungen sogar übertroffen.
Inwiefern?
Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation sind gestiegen. Auch die Familien unserer Mitarbeiter sagen, dass die Leute ausgeglichener sind und mehr Zeit haben, um sich gesünder zu ernähren oder soziale Kontakte zu pflegen. Es wirkt sich ganzheitlich auf die Gesundheit aus.
Sie haben eine dreijährige Planungsphase angesprochen. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen?
Ausschlaggebend war eine Jobausschreibung, bei der sich monatelang niemand gemeldet hat. Wir waren schon ein tolles Team, an die 10 bis 15 Personen, die wir aus Region und Bekanntenkreis rekrutieren konnten, aber irgendwann sind wir angestanden. Kunden mussten immer länger auf Umsetzungen warten. Ich begann zu recherchieren und bin auf Arbeitszeitreduzierungen gestoßen. Meine Erkenntnis: Es geht nicht mehr nur ums Gehalt, sondern um andere Dinge – abseits der Arbeit. Um Zeit und Freizeit.
Hat sich bei der Bewerberzahl nun etwas geändert?
Früher bekamen wir vielleicht zehn Bewerbungen, heute sind es hundert. Wir bekommen die besten Mitarbeiter und haben das Thema Fachkräftemangel für uns gelöst. Unser Team hat sich im Zeitraum von Herbst 2017 bis Sommer 2019 auf 30 Mitarbeiter verdoppelt.
Kritiker warnen ja, dass der Stress für Arbeitnehmer steigen könnte.
Die Leute müssen nicht die gleiche Arbeit in weniger Stunden machen. Das würde nicht funktionieren. Wir haben Maßnahmen definiert, wie wir Zeit einsparen können. Einige Beispiele: Unseren Wochenbericht haben wir früher manuell erstellt, das macht nun ein Tool voll automatisiert. Wir haben uns aber auch den Zeitfresser „interne Abstimmungen“ angeschaut, aber auch das Handy ist ein wichtiger Punkt. Wir versuchen, Ablenkungen einzuschränken. Studien zufolge braucht man nach einer Ablenkung circa 15 Minuten, um wieder in die Arbeit zurückzufinden. Kleinigkeiten, aber die Summe der Maßnahmen macht es aus.