Egal ob es um Musik, Filme oder Serien geht: Konsumiert wird immer häufiger online und unter dem Dach von rasch wachsenden Streaming-Diensten. Netflix, Spotify & Co. locken dabei nicht nur mit vergünstigten Einstiegstarifen, sondern auch mit der Möglichkeit, ein Konto für mehrere Personen zu nutzen. Im Anwerben von Nutzern sprechen die Anbieter gerne von "Familienabos" oder der Möglichkeit, den Dienst auf "vier Geräten gleichzeitig" zu nutzen. Viele Nutzer sehen das als Freifahrtschein für das generelle Teilen von Accounts, um Kosten zu sparen. Was vermutlich wenigen bewusst ist: Man hintergeht dadurch schon jetzt häufig die Nutzungsbedingungen der Dienste.
Warum das Thema zudem an Brisanz gewinnt: Die Rechteinhaber, also Plattenlabels oder Filmstudios, erhöhen den Druck auf die Streaming-Dienste und wollen so unrechtmäßiges Teilen bekämpfen. Bei Spotify wurde jüngst eine GPS-Ortung getestet, Netflix verkündete wiederum eine Kooperation. Gemeinsam mit Synamedia – ein Unternehmen, an dem Sky beteiligt ist – wird an künstlicher Intelligenz getüftelt. Diese soll Nutzer aufspüren, die Netflix unerlaubterweise gemeinsam nutzen. Der wirtschaftliche Hintergrund laut Synamedia: Durch illegal geteilte Passwörter würden den Streaming-Diensten 8,7 Milliarden Euro an Einnahmen entgehen.
Wie aber sieht es nun mit den Nutzungsbedingungen bei den einzelnen Diensten wirklich aus? Ein Überblick:
NETFLIX - Teilen nur im eigenen "Haushalt"
Beim digitalen Film- und Serienkrösus Netflix gilt: Beim "Standard-Abo" (10,99 Euro pro Monat) können gleichzeitig Filme "auf zwei Geräten" angesehen werden, das "Premium-Abo" (13,99 Euro) bietet die Option für "vier Geräte" an. Zudem können mehrere Profile erstellt werden, die unterschiedliche Sehgewohnheiten speichern. Man möchte also meinen, Netflix lädt wahrlich zum Konto-Teilen mit Freunden ein. Aber: Dem widerspricht der Streaming-Anbieter in den Nutzungsbedingungen. Dort steht nämlich, dass der Dienst nicht mit Nutzern außerhalb des eigenen "Haushalts" geteilt werden darf.
SPOTIFY - Günstig für die sechsköpfige Familie
Audio-Streamer Spotify bietet das werbefreie Modell "Premium Family" für einen Inhaber und fünf weitere Familienmitglieder an. 14,99 Euro pro Monat – also um fünf Euro mehr als beim "Premium"-Einzelabo – werden verrechnet, jedes genannte Familienmitglied bekommt in Folge sein eigenes Spotify-Konto. Aber Achtung: Um den Tarif gänzlich legal zu verwenden, müssen alle Nutzer nicht nur das Mindestalter von 16 Jahren überschritten haben, sondern auch die gleiche Wohnadresse besitzen. Weil aber viele Anwender das Vertrauen des Streaming-Riesen anscheinend missbrauchten, ergänzte Spotify im vergangenen Herbst kurzerhand die gewohnte Frage zur Postleitzahl mit einer Standortabfrage per GPS. Nach Protesten der Nutzer wurde das vorerst wieder eingestellt.
DAZN - Kein Teilen und keine Gewinne
Dazn, potenter Geldgeber im Hintergrund ist die britische Perform Group, stieg seit dem Beginn 2016 zu einem der beliebtesten Sport-Streamingdienste auf. Mehr als 8000 Sportübertragungen werden in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Japan und Kanada pro Jahr gesendet. Für den Einzelnen kostet das Abo zurzeit 9,99 Euro im Monat, streamen kann ein Nutzer gleichzeitig auf zwei Geräten. Allerdings gilt auch bei Dazn: Das Teilen der Log-in-Daten mit anderen Personen ist laut den Nutzungsbedingungen ausdrücklich untersagt – übrigens ebenfalls wie "finanzielle oder sonstige Gewinnerzielung".
AMAZON PRIME VIDEO - Bücher und Versand für Familie
Um 7,99 Euro pro Monat kann ein Nutzer bei Amazon zwar auf zwei verschiedenen Geräten gleichzeitig streamen, ein Account-Teilen von mehreren Personen ist aber bei Videos nicht vorgesehen. Immerhin: Kindle-Bücher, Alexa-Funktionen, Apps und die Versandkostenvorteile kann man auf seine Familienmitglieder erweitern. Wobei Amazon das Wort "Familie" eng definiert. Denn ein "Haushalt" kann maximal zwei Erwachsene und vier Kinder registrieren. Möglicherweise ändert sich das noch. Denn in den USA ist das Videoangebot Teil des "Haushalts".
SKY - Teilen schwer gemacht
Sky gilt grundsätzlich nicht als Freund des Account-Teilens und macht es Nutzern deswegen auch schwer. Bei mobilem Streaming setzt Sky auf die Angebote "Sky Ticket" und "Sky Go", letzteres ist das Angebot für Sky-Abonnenten. "Sky Ticket" für Serien kostet im Monat 9,99 Euro. Man kann das Streaming-Angebot zwar auf vier registrierten Geräten benutzen, allerdings wird das gleichzeitige Streamen auf mehreren Geräten von Sky blockiert.