Viel wird momentan über die optimale Schlafdauer gesprochen – auch die medizinische Forschung widmet sich diesem Thema. Dabei sorgte kürzlich eine Studie für Aufsehen, die zeigte, dass auch zu viel Schlaf ungesund sein kann. Konkret wurde aufgezeigt, dass Menschen, die länger als acht Stunden pro Tag schlafen, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen frühzeitigen Tod hatten. Am gesündesten waren jene Menschen, die zwischen sechs und acht Stunden täglich schliefen. Bedeutet das nun, dass man auch zu viel schlafen kann?

„Schon mehrere Studien haben gezeigt, dass es ein Optimalmaß an Schlaf pro Tag gibt“, sagt dazu Maximilian Moser, Chronobiologe und Forscher an der Med Uni Graz. Am gesündesten waren in diesen Untersuchungen jene Menschen mit einer täglichen Schlafdosis von etwa acht Stunden. Jene, die kürzer als fünf Stunden und länger als neun Stunden schliefen, büßten dramatisch an Gesundheit ein. Auch Stefan Seidel, Leiter des Schlaflabors der Neurologie am AKH Wien, bestätigt: „Wir wissen, das Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs bei Menschen häufiger auftreten, die entweder sehr kurz oder sehr lange schlafen.“ Bei sehr wenig Schlaf sei der Zusammenhang naheliegend: „Der Schlaf ist die wichtigste Quelle für Regeneration“, sagt Moser.

Was passiert im Schlaf?

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Im Schlaf erneuern sich unsere Zellen, das Immunsystem ist aktiv – dafür seien vor allem die ersten Stunden des Schlafes zentral.
Bei der längeren Schlafdauer sei es schon schwieriger, den Zusammenhang aufzuklären: „Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was Henne und was Ei ist“, sagt Seidel. Aus den Untersuchungen gehe nicht hervor, ob die Menschen bereits krank sind und deshalb mehr schlafen – oder ob die schlechtere Gesundheit erst eine Folge der zu langen Schlafdauer ist. „Hinter einem großen Schlafbedürfnis können auch Erkrankungen stecken“, sagt Seidel.

So können Depressionen mit einem hohen Schlafbedürfnis, aber auch mit starken Schlafproblemen einhergehen. Menschen, die an Schlafapnoe leiden, haben tagsüber ebenfalls ein erhöhtes Schlafbedürfnis: Bei der Schlafapnoe kommt es im Schlaf zu Atemaussetzern, die bis zu zwei Minuten dauern können. Bei der häufigsten Form der Schlafapnoe fallen die Atemwege zusammen, die Atmung wird dadurch unterbrochen. Auch Medikamente, die dämpfend wirken, können zu einem erhöhten Schlafbedürfnis führen. Und Moser ergänzt: „Wer ein erhöhtes Schlafbedürfnis hat, sollte auch seinen Lebensstil hinterfragen: Ernähre ich mich gesund? Mache ich genug Bewegung im Freien?“

„Es ist kein Problem, wenn man am Wochenende einmal Schlaf nachholt und mehr Stunden schläft“, sagt Moser. Sein Tipp: Anstatt in der Früh sehr lange zu schlafen, sollte man ein Mittagsschläfchen halten, um seinen Tag-Nacht-Rhythmus nicht zu sehr zu stören. Auch Seidel warnt vor dem „sozialen Jetlag“, wenn man am Wochenende ewig lange wach ist und dann bis zum Nachmittag schläft: „Der Rhythmus ist so verschoben, als hätte man einen Transkontinentalflug hinter sich.“

Experte Seidel rät aber generell zu einem entspannten Umgang mit dem Schlaf: „Menschen sollten sich zum Thema Schlaf möglichst wenig Sorgen machen – denn um schlafen zu können, muss ich entspannt sein.“ Seine Empfehlung für den Alltag: Der eigene Schlaf-Wach-Rhythmus sollte möglichst regelmäßig sein und man sollte auch sein persönliches Schlafbedürfnis möglichst respektieren. Woher man weiß, wie viel Schlaf man wirklich braucht? Seidels Tipp: „Im Urlaub ein paar Tage ohne Wecker schlafen, dann sieht man, wie lang man tatsächlich schläft.“ Und weiter: „Wenn man das halbwegs berücksichtigt, kann wenig schiefgehen.“

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