Bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts drohen laut einer Studie weltweit knapp elf Millionen Kinder unter fünf Jahren an einer viralen oder bakteriellen Lungenentzündung zu sterben. Das geht aus einer Analyse von Wissenschaftern der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) und der Hilfsorganisation "Save the Children", die anlässlich des Welttags zur Bekämpfung von Lungenentzündungen veröffentlicht wurde, heraus.
In Entwicklungsländern
Während in Industrieländern zumeist ältere Menschen an einer Lungenentzündung erkranken, sind es in den Entwicklungsländern größtenteils Kinder. Allein 2016 starben mehr als 880.000 Kinder, zumeist in einem Alter unter zwei Jahren, an der Krankheit, wie es in der Studie heißt. Ausgehend von den bisherigen Zahlen dürften einige Staaten in Afrika und Südasien zu den am stärksten betroffenen Ländern zählen. So rechnet die Studie für Nigeria sowie Indien mit 1,7 Millionen Todesfällen durch Lungenentzündungen bei kleinen Kindern, für Pakistan mit 700.000 Fällen und für die Demokratische Republik Kongo mit 635.000 Todesfällen.
Die Studienautoren hoben zugleich hervor, dass viele Todesfälle mit relativ einfachen Maßnahmen zu verhindern wären. So könnten bessere Impfraten, günstig verfügbare Antibiotika und eine gute Ernährung von Kindern 4,1 Millionen Leben retten.
Trotz Wissen und Ressourcen
Der Chef von "Save the Children", Kevin Watkins, erklärte, es sei unfassbar, "dass jedes Jahr fast eine Million Kinder an einer Krankheit sterben, für deren Bezwingung wir das Wissen und die Ressourcen haben". Für Lungenentzündungen gebe es anders als bei anderen gefährlichen Krankheiten "keine rosa Schleifen, globale Gipfel oder Märsche". "Aber für jeden, dem Gerechtigkeit für Kinder und ihr Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung wichtig ist, sollte dieser vergessene Killer das bestimmende Anliegen unseres Zeitalters sein", forderte Watkins. Dazu müssten unter anderem die Preise für bestehende Impfstoffe gegen bakterielle Pneumonien "dramatisch" gesenkt werden.
Noch vor Malaria, Durchfall und Masern
Alljährlich sterben weltweit mehr Kinder an einer Lungenentzündung als an Malaria, Durchfall und Masern zusammengenommen. Zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030 zählt auch ein "Ende vermeidbarer Todesfälle bei Kindern". Insgesamt wurden in Österreich 2005 noch 125 schwerste Pneumokokken-Infektionen registriert. 2017 waren es über alle Altersgruppen hinweg 545. Österreich hat 2012 die Pneumokokken-Immunisierung in das kostenlose Kinder-Impfprogramm aufgenommen. Verwendet wird eine Vakzine, die gegen mehr als zehn Typen der Bakterien schützt. Auch allen Erwachsenen ab 50 Jahren sowie chronisch Kranken wird die Impfung generell empfohlen. Derzeit läuft über die Apotheken eine Aktion mit verbilligten Vakzinen.