1. Immer mehr Milchprodukte werden wieder in Glasflaschen verkauft. Allerdings im Einwegsystem ohne Pfand. Ist das im Sinne des Umweltschutzes?
Glas ist eine hochwertige Verpackung, ihre Produktion ist aber auch energie- und ressourcenintensiv. „Studien belegen, dass es deshalb aus ökologischer Sicht wichtig ist, diesen Behälter nicht nur einmal zu verwenden und ihn dann wegzuwerfen“, sagt Elmar Schwarzmüller von der Umweltberatung und hat dazu auch einen griffigen Vergleich parat: „Es würde ja auch jedem absurd vorkommen, wenn man ein Trinkglas nach einmaligem Gebrauch wegwirft, aber im Prinzip ist das nichts anderes.“
2. Wie oft kann eine Mehrwegglasflasche wiederbefüllt werden?
Je nach Getränkeart und Logistik-System kann sie 20 bis 40 Mal wiederbefüllt werden und somit helfen, Müll zu reduzieren. Zum Beispiel: Eine Mehrwegflasche, die 40 Mal wiederbefüllt wird, spart 39 Einweggebinde. In Österreich werden pro Jahr über 400.000 Tonnen Glasverpackungen hergestellt - 45,6 Kilo pro Österreicher.
3. Der Handel untermauert seine Entscheidung mit den hohen Transportkosten. Zu Recht?
Der einzige Transportvorteil vom Einwegsystem ist, so Experten, dass das Glas auf dem Weg von Altglassammelstelle zum Glaswerk als Scherben transportiert werden kann und so mehr in einen LKW passt. Die Flasche muss aber immer wieder aufs Neue vom Glaswerk angeliefert werden.
4. Auch die Hygienemaßnahmen werden als Gegenargument angeführt. Ist das wirklich so eine Herausforderung?
„Auch Bier- und Mineralwasserflaschen müssen überprüft und gereinigt werden. Es ist ja nicht so, dass man sich sicher sein kann, dass da zuvor nur Bier oder Mineralwasser drinnen war“, sagt Schwarzlmüller. Außerdem werde der Einzelhandel täglich mit frischen Milchprodukten beliefert, hier könne man eine Abholung des Leerguts einziehen.
5. Was ist nun besser für die Umwelt: Einwegglasflaschen oder Verbundkartons?
In den Ökobilanzen, die Mehrwegglassysteme und Einwegglassysteme miteinander vergleichen, hat immer das Mehrwegglassystem besser abgeschnitten. Bei Vergleichen zwischen Einwegglas und Verbundkarton der Getränkeverbundkarton. Er liegt im ähnlichen Bereich wie ein Mehrwegglassystem, allerdings nur, wenn er recycelt wird und nicht in der Restmülltonne landet.
6. Bei welchen Getränken werden noch Flaschen im Mehrwegsystem verkauft?
In Österreich hält sich vor allem bei Mineralwasser und Bier noch das Mehrwegsystem. „Aber bei Bier ist es zuletzt stark in die Richtung gegangen, dass 0,33l-Flaschen im Handel als Einwegflaschen erhältlich sind, wobei ganz viele Brauereien in 0,33l-Mehrwegglasflaschen abfüllen würden“, so Schwarzlmüller. Seit die gesetzlichen Vorlagen gelockert wurden, sinkt der Mehrweganteil in Österreich - von 60 Prozent im Jahr 2000 auf nun rund 20 Prozent. 1990 waren es noch 80.
7. Ist es sinnvoll, die Einweggläser „kreativ zu recyceln“? Zum Beispiel als Deko?
„Schon, aber der Bedarf an Windlichtern ist schnell gedeckt“, so der Experte. Wir hoffen ja noch immer, dass es sich bei den neuen Milchprodukten um eine Testphase handelt. Es ist ein starkes Bewusstsein auf der Konsumentenseite da. Man sieht bei den Social-Media-Kommentaren, dass sich die Leute ein entsprechendes Pfandsystem wünschen.“
8. Wie steht es um die Recyclingmoral der Österreicher?
Speziell beim Glas gibt es in Österreich beachtenswerte Sammel- und Verwertungsquoten. „Der wichtigste Ansatz wäre aber, überhaupt weniger Abfall zu produzieren. Und bei der Abfallvermeidung kommt wieder das Mehrwegsystem ins Spiel.“