Es muss ja nicht gleich Jason aus dem Horrorklassiker "Freitag, der 13." sein, der persönlich mit Motorsäge im Anschlag auf einen Kaffee vorbeikommt. Es genügt, wenn man morgens mit dem linken Fuß aus dem Bett stolpert, an keinem anderen Tag im Jahr würde man diese kleinen Vorzeichen so in die Waagschale werfen, dass der Tag schon vorbei ist, noch bevor er überhaupt begonnen hat. Aber sehr wohl am Freitag, den 13., der schon als institutionalisierter Tag des Unglücks gilt.
An diesem Tag trifft sich angeblich alles Pech der Welt zur Jahreshauptversammlung. Die sichtbaren Zeichen, so die Überlieferungen, sind schwarze Katzen, die den Weg von links nach rechts queren, zerbrochene Spiegel, die sieben Jahre Unglück bringen, und wer unter einer aufgestellten Leiter durchgeht, braucht sich in den nächsten Jahren gar keine großen Sprünge auf der Karriereleiter erhoffen. Klingt nicht nach globalisierter Welt, sondern mehr nach Mittelalter.
"Immer in Zeiten des Umbruchs"
Doch dass der Mensch so ganz rational tickt, ist ein reiner Aberglaube, denn dass wir in einer vollends aufgeklärten Welt leben, stimmt so nicht ganz, wie Volkskundlerin Eva Kreissl meint. "Wir glauben das bloß, weil wir viel Technik haben. Mein Lieblingsbeispiel ist die Finanzkrise, die auch auf Irrationalitäten fußt. Oder auch unsere politische Entwicklung, die auf dem Schüren von Ängsten aufbaut. Und immer in Zeiten des Umbruchs, wenn gerade unsere vertrauten Systeme unsicher werden, blüht das, was wir Aberglaube nennen, sehr stark auf." Das Irrationale, dass eine schwarze Katze von links Unglück mit sich bringen soll, eröffnet ganz neue Spielarten der Furcht und die Lust am Was-wäre-wenn. Es verschiebt die Grenzen, die Wissenschaft und Religion gezogen haben. "Wir kramen diese Art zu denken wieder heraus, als eine Art Rückversicherung. Es gibt Gründe dafür, dass etwas anders funktioniert, als mir die Institutionen sagen."
Gegen diese Hartnäckigkeit, mit der sich der Aberglaube hält, sind sogar harte Fakten machtlos, obwohl sie belegen, dass es sogar weniger Schadensfälle als an anderen Tagen gibt. So gilt eigentlich der Montag als schadenreichster Tag der Woche.
Trotzdem gehen auch Flugunternehmen und Hotellerie auf Nummer sicher und verzichten auf die 13, und das, obwohl die Furcht vor der Zahl in biblischen Geschichten ihren Ursprung hat. 13 steht für das "Dutzend des Teufels". So war es der 13. Gast des letzten Abendmahls, der sich als Jesus' Verräter entpuppte. Auch der Freitag ist erblich vorbelastet – so wurde Jesus am Karfreitag gekreuzigt und Adam und Eva sollen just an einem Freitag in den verbotenen Apfel gebissen haben. Und wie auch hier macht die Dosis das Gift. Wann ist es ein Zuviel an Aberglaube? Wann ist es mehr als ein lustiges Amüsieren über Spleens und Verschrobenheiten? "Es ist wie bei jeder Medizin. Es kommt auf die Dosis an. Wenn ich mein Leben nur noch davon bestimmen lasse und vielleicht sogar daraus eine Art Geheimwissen wird und in Verschwörungstheorien ausartet, sollte man vorsichtig sein", so Kreissl. Denn schnell werden die selbst gezimmerten Verschwörungstheorien zum Selbstläufer, auch gerne self-fulfilling prophecy genannt. Deswegen schließen Sie sich besser den Optimisten an und machen einen langen Spaziergang. Gut möglich, dass Sie über ein vierblättriges Kleeblatt stolpern. Was für ein Glück.
Schwarze Katzen, Käuzchenschrei und Rauchfangkehrer-Sichtung: Aberglaube im Alltag: