Zwei Brotschieber sind an der Wand befestigt, flankiert werden sie von den unterschiedlichsten Backformen. Eine Waage ist an einer mächtigen Säule angebracht. Und wenn der Jahrhunderte alte Ruß, der an den Wänden klebt, sprechen könnte, er hätte vieles zu erzählen.
Die mittelalterliche Küche ist eine der Attraktionen auf Schloss Neuenstein, das im frühen 13. Jahrhundert als Wasserburg errichtet und später zum Renaissanceschloss umgebaut wurde. Sie ist funktionsfähig und wird noch benützt, erfährt der Besucher bei einer Führung. Wahrhaftig, die Asche auf der Feuerstelle ist ziemlich frisch. "Die Küche ist im Originalzustand und stammt aus dem Jahr 1485", sagt Kraft Fürst zu Hohenlohe-Oehringen. Der mächtige Bau in der Stadt Neuenstein ist Wohnsitz und beherbergt auch ein Museum. Das Inventar stammt aus sieben Schlössern, die einst in Familienbesitz waren. Heute ist es Aufgabe genug, ein Schloss zu erhalten: "Die Last ist erträglich", sagt der Adelige, der sich sehr volksnah gibt und keinen Wert auf die korrekte Anrede legt. Das Schloss sei ein Zuschussbetrieb, mit dem Museum allein nicht zu erhalten. Die jährlichen Kosten beziffert er mit 60.000 bis 100.000 Euro. Im Schloss befindet sich übrigens auch das Zentralarchiv des Hauses Hohenlohe.

Der Namen Hohenlohe ist im Nordosten Baden-Württembergs omnipräsent, war die Familie doch Namensgeber für eine ganze Region. Das hügelige Gebiet zwischen den beiden Flüssen Kocher und Jagst hat auch den Beinamen Land der Burgen und Schlösser bekommen. Von denen gibt es hier sehr, sehr viele. Schloss Langenburg hoch über dem malerischen Jagsttal in der gleichnamigen Stadt ist ein weiteres Beispiel der imposanten Baukunst im Mittelalter und Familiensitz der Familie Hohenlohe-Langenburg. Und auch vor diesen Toren bleiben Interessierte nicht ausgesperrt. Im Museum tauchen Besucher in die Wohn- und Lebenskultur vergangener Tage ein. Die Bilder der englischen Königsfamilie im Lindenstammzimmer kommen nicht von ungefähr. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zum englischen Königshaus reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Großmutter von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, Fürstin Margarita, war die älteste Schwester von Prinz Philip, dem Gemahl von Queen Elizabeth.

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In der Beletage bewohnt die Fürstenfamilie ein großzügiges Appartement. Trotzdem: "Nicht einmal zehn Prozent der Fläche sind bewohnt", sagt der Fürst. Wenn für die Sanierung einer Mauer 200.000 Euro fällig werden, dann muss man schauen, dass Geld in die Kasse fließt. "Ich bin hier aufgewachsen und sehe, was meine Vorfahren für die Erhaltung des Schlosses getan haben. Jetzt bin ich an der Reihe", sagt Hohenlohe-Langenburg. In der jüngeren Vergangenheit hat die Familie das Anwesen mehr und mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es gibt einen Waldkletterpark, ein Automuseum und für die verschiedensten Feierlichkeiten können Räume gemietet werden. Zu den beliebtesten Gartenmessen im Süden Deutschlands zählen die Fürstlichen Gartentage, die traditionell am ersten Wochenende im September stattfinden. Die Besucherzahl wird mit stattlichen 30.000 angegeben. Im Rahmen des Langenburg Forums wird diskutiert, wie eine nachhaltigere Lebens- und Wirtschaftsweise gelingen kann.

Als das schönste Schloss in Hohenlohe wird das Weikersheimer Schloss gehandelt. Wenn man die barocke Innenausstattung und den barocken Garten erst einmal gesehen hat, dann versteht man auch, warum die Anlage "Hohenlohisches Versailles" genannt wird. Zurückversetzt in das Jahr 1759 führt Christiana von Ilten durch das Haus und erzählt vom Alltag bei Hofe. Das Hoffräulein von Fürstin Elisabeth Friederike Sophie von Hohenlohe-Weikersheim berichtet von den kalten Wintern, von rauschenden Festen, gewährt Einblicke in die hochherrschaftlichen Gemächer und plaudert aus dem Nähkästchen. Doch aufgepasst: Das Fräulein legt Wert auf die Etikette. Wer vor ihr durch die Tür gehen will, wird getadelt. Und, pardon, man geht auch nicht, sondern man schreitet.

Auf Schloss Stetten in Künzelsau sucht man vergebens ein Museum. Um die Stauferburg zu erhalten, hat Wolfgang Freiherr von Stetten im Jahr 1983 den Altersruhesitz "Residenz Schloss Stetten" gegründet. Rund 300 Senioren leben in 20 Gebäuden rund um das Schloss, das seit mehr als 800 Jahren im Familienbesitz ist. Das Anwesen hat sich mit den Jahren zu einem kleinen Dorf entwickelt. Zur Infrastruktur zählen unter anderem ein Schwimmbad und ein Tante-Emma-Laden. Die Region Hohenlohe hat aber auch abseits der historischen Gemäuer einiges zu bieten. Auf den sonnigen Hängen mit ihren mineralreichen Muschelkalkböden werden Weinreben kultiviert. Spätburgunder, Riesling, Schwarzriesling, Müller-Thurgau und andere edle Tropfen werden dekantiert. Wer durch die Ingelfinger Weinberge spaziert und mittendrin ein überdimensionales Weinfass sieht, der hat nicht zu viel vom Rebensaft genossen. Dort befindet sich nämlich Europas zweitgrößtes Holzfass. Es beherbergt ein Weinbaumuseum und ist Ort von Veranstaltungen.

Der Kreisstadt Künzelsau könnte ein eigenes Kapitel gewidmet werden. Im Jahr 1948 wurden dort die ersten Jeans Europas gefertigt. Heute weist die Stadt die höchste Weltmarktführerdichte Deutschlands auf. Mittendrin findet man die Unternehmensgruppe Würth, deren Kerngeschäft der Handel mit Befestigungs- und Montagematerial ist. Wer erraten müsste, wie viele Arbeitsplätze es in der 15.000-Einwohner-Stadt Künzelsau gibt, der läge wohl weit daneben. Es sind stolze 13.000.