Mit seinen Spitzen und Türmchen sieht der Latemar aus wie eine fantastische mittelalterliche Burg. Dieser Lactemara, ein aus dem Ladinischen stammendes Wort, klingt nach wilder, ungestümer Abenteuerlust und nach grenzenloser Bergromantik und er gibt sich doch auch so sanft, könnte sein Name doch auch „Milchmeer“ bedeuten. Als Berg ist er quasi die eierlegende Wollmilchsau.

Von Obereggen im Eggental ziehen viele Wege den Berghang hinauf, an wunderschönen Schutzhütten vorbei bis auf seine höchste Erhebung, den Diamantiditurm (2842 Meter). Es gibt im Eggental atemberaubende Höhenwege, die Nerven kitzelnde Klettersteige und gemütliche Gondelfahrten ­ bis direkt an den Jausentisch. Wer die wunderschöne Dolomitengegend mit seinen Kindern erkunden will, ist hier ebenfalls am richtigen Ort.

Obereggen und noch viel höher

Wer seinen Kindern auch Bewegung gönnen möchte, nimmt in Obereggen am besten die Kabinenbahn Ochsenweide, die bis zur Epircher Laner Alm auf 1830 Metern führt. Von dort führt ein gut ausgebauter breiter Güterweg bis zur Oberholz-Alm, die mit haushohen Panoramafenstern protzt – wo die Kinder natürlich auch sitzen wollen. Der Fußmarsch von Obereggen nach Oberholz ist mit sportlichen Kindern gut zu bewältigen (etwas über 400 Höhenmeter). In der Berghütte wird, bei herzlicher Bewirtung, ordentlich aufgetischt, ein wunderschöner Abenteuerspielplatz vor der Tür sorgt für Abwechslung. Manche fahren überhaupt gleich von Obereggen mit dem Sessellift zur Hütte. Für Kinder hat man sich auch Hörspiel-Wanderungen einfallen lassen, wie zum Beispiel „Auf der Spur des Wilderers“ – spielerisch kann man zwischen Oberholz und der Mayrl Alm einem Wilderer auf die Spur kommen. In der Mayrl-Almhütte angekommen, muss man die hervorragenden Apfel-Kringel mit Zimt und Zucker probieren.

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Sterneküche

Es sei nicht unerwähnt, dass in Obereggen viele Hotels aus einem einfachen Wanderurlaub ein Sterne-Erlebnis machen. Das Cristal ist für seine Küche bekannt. Mehrgängig werden dort Köstlichkeiten aufgetischt: Garganelli mit Feta, Kalbsrückensteak, Cheesecake und mehr. Auch die Kinder staunen, als das Fleisch mit zwei Pommes serviert wird. Als die äußerst nette Chefin des Hauses den Jüngsten fragt, ob er einen Nachschlag will (und der Papa mehr Pommes bestellt), werden vier „Brücken-Erdäpfel“ serviert: „Immer diese kleinen Sachen“ kommentiert das der 6-Jährige. Aber egal. Wer noch hungrig ist, bekommt einen Nachschlag.

Um der kulinarischen Verwöhnkraft des Eggentals nicht gänzlich zu verfallen, rafft man sich auf und besucht mit den Kindern den Bienenlehrpfad. Hansjörg Ebnicher erklärt, spielt und begeistert drei Stunden lang (Treffpunkt ist die Handwerkerzone bei Steinegg): „Die Königin bekommt jedes Jahr einen andersfärbigen Punkt“, sagt er. Das wussten wir. Aber: „Das ist weltweit gleich.“ Das und vieles mehr wussten wir über „Biene Sabine“ aber nicht. Allein in Südtirol gibt es 600 bis 700 verschiedene Bienenarten – und manche könnte man tatsächlich mit einer Fliege verwechseln. Höhepunkt der Führung ist der Besuch der Bienenstöcke: In den Schutzanzügen sieht man aus wie von einem anderen Stern.

Nach „Biene Sabine“ lockt noch Zwergenkönig Laurin, dessen Reich sich hier einst befunden haben soll. Wenn der Bergstock in der Abenddämmerung erglüht, soll der von Laurin verzauberte Rosengarten, der einmal wirklich aus Rosen bestanden haben soll, noch zu sehen sein. Der Berg ist mit einer Gondelbahn von Welschnofen aus erreichbar. Man kann bis zur prächtigen Kölner Hütte auf über 2300 Metern fahren – die Gondel verschwindet dort im Inneren des Berges. Über eine Rolltreppe kommt man wieder hinaus, wo sich der Rosengarten in all seiner Pracht präsentiert. Von der Kölner Hütte (2339 m) ziehen Wege in alle Richtungen. Mit großen Kindern kann man den Weiterweg am Dolomitenhöhenweg probieren oder man steigt über die gut ausgebauten Wege bis zur Frommeralm ab und nimmt dort die Gondel zurück. Und wenn man sich jetzt umdreht, sieht man vielleicht auch den Rosengarten erglühen.