Im Juni traf sich die Creme de la Creme heimischer Köchinnen und Köche, Winzerinnen und Tourimusexperten in der Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn. Grund war die Präsentation der neuen Kulinarik-Positionierung Österreichs durch Astrid Steharnig-Staudinger, ihres Zeichens Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Ziel soll sein, Österreich international als eine führende Kulinarik-Destination Europas zu etablieren. Steiermark-Tourismus-Geschäftsführer Michael Feiertag gehört zu den treibenden Kräften der neuen Kulinarik-Großoffensive. Im Interview erklärt er, wie Österreich zum neuen Foodie-Paradies werden soll:

Mit einer längst überfälligen Zusammenarbeit der Tourismusbranche soll Österreich künftig als hochwertiger und nachhaltiger Kulinarik-Hotspot weltweit präsentiert werden. Wie kam es letztendlich dazu?

MICHAEL FEIERTAG: Wir Bundesländer haben gemeinsam mit der Österreich Werbung zu einem Thema gefunden, das uns alle eint. Radfahren ist es nicht. Skifahren ebenfalls nicht. Kulturtourismus auch nicht. Es wird zudem auch immer ein Bundesland geben, das in irgendeine Richtung ausschert. Beim Thema Kulinarik haben wir aber alle gesagt: Genau dafür steht Österreich.

Die Ramsauer Brandalm-Hüttenwirtin Eva-Maria Schrempf bietet authentische steirische Kost mit Wiedererkennungswert
Die Ramsauer Brandalm-Hüttenwirtin Eva-Maria Schrempf bietet authentische steirische Kost mit Wiedererkennungswert © Martin Huber
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Dänemark steht seit vielen Jahren als die kulinarische Foodie-Destination Nummer Eins da. Menschen reisen aus der ganzen Welt an, nur um in einem der gehypten Restaurants zu essen. Warum eigentlich?

Wer Dänemark kennt, wer das Hinterland von Dänemark kennt und jemals bei uns war, denkt sich: Was ist da passiert? Wo sind wir falsch abgebogen? Dort, wo man bis dato außer Flechten und Smørrebrød kulinarisches Brachland vermutete, isst man heute wie nirgendwo sonst. Führende Köpfe und vor allem der Staat haben mit einem kulinarischen Branding großes bewirkt. Deshalb ist es jetzt so erfreulich, dass wir auch in unserem Land die Bereitschaft haben, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die Voraussetzungen und Qualität sind seit jeher da. Jetzt müssen wir es nur mehr richtig kommunizieren.

Diese neue Kulinarik-Positionierung hebt ab sofort die Bedeutung von Originalen hervor. Ein richtiger Weg, damit zu starten?

Die Originale sind unsere marketingtechnische Klammer. Ein gemeinsames Element, um Wiedererkennbarkeit zu erzeugen. Von Produkten über Schauplätze und Tischkultur bis hin zu Gerichten sowie Charaktere, die Österreichs kulinarische Identität ausmachen. Sagen wir einmal so: Der Topf steht auf dem Herd. Jetzt geht es darum, dass wir ihn gemeinsam mit den besten Zutaten befüllen.

„Österreich soll eine führende Kulinarik-Destination in Europa werden - die neue Positionierung ist die Grundlage dafür.“ Astrid Steharnig-Staudinger
„Österreich soll eine führende Kulinarik-Destination in Europa werden - die neue Positionierung ist die Grundlage dafür.“ Astrid Steharnig-Staudinger © Karo Pernegger

Was die Branche freut, ist die Tatsache, dass auch gutes Geld in die Hand genommen werden soll. Wissen Sie, wie viel genau und wofür?

Es gibt bereits jetzt eine Zusage von mehreren hunderttausend Euro. Über alle Bundesländer und die Österreich Werbung hinweg. Mit Astrid Steharnig-Staudinger an der Spitze der Österreich Werbung, haben wir endlich das Gefühl, eine Ansprechpartnerin für dieses Thema zu haben, die es versteht und mit uns gemeinsam Gas geben will. Das ist aber erst einmal der erste Schritt. Wir Steirer haben uns auf alle Fälle fest vorgenommen, bei diesem wichtigen Thema voranzugehen.

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Gastronomie sind aktuell auch ein wichtiges Thema. Müsste man zuerst nicht einmal dort ansetzen und dann darauf international aufbauen?

Der Fachkräftemangel ist eine Entwicklung in der Gesellschaft, die natürlich auch nicht an der Gastro-Sparte vorbeigeht. Leider. Überall ist nur mehr die Rede von noch mehr Urlaub, mehr Homeoffice, mehr Work-Life-Balance. Das funktioniert nicht. Aus dem Homeoffice bekomme ich keine Schnitzel paniert. Punkt. Das ist aber keine österreichische Entwicklung, keine mitteleuropäische, sondern eine der westlichen Welt. Ein meiner Meinung nach wichtiger Schritt, um die Gastronomie auch für Fachkräfte wieder attraktiver zu machen, ist uns aber bereits gelungen: Im kommenden Jahr gibt es wieder einen Guide Michelin in Österreich. Das wird auch wieder viele motivieren, in einem Sternebetrieb zu arbeiten. Für den Lebenslauf ist das nämlich noch immer ein Sprungbrett über die nationalen Grenzen hinaus.

Der deutsche TV-Koch und Gastronom Tim Mälzer bescheinigt in seinem Podcast „Fiete Gastro“ Österreich tatsächlich das Potenzial das „neue Dänemark“ zu werden. Bis wann könnte das gelingen?

Schwierig zu beantworten. Aber genau das wollen wir gemeinsam wahrmachen. Wenn wir das tatsächlich hinbekommen, dann glaube ich, können wir uns alle gegenseitig auf die Schultern klopfen. Jetzt klopfen wir vor allem unseren grandiosen Betrieben auf die Schulter, die in der Kulinarik arbeiten und die wichtige Basis dafür legen.