Humanmediziner beklagen sich zeitweise, dass ihre Patienten immer öfter schon mit einer „Dr. Google-Diagnose“ in ihre Ordination kommen. Doch solchen Rat suchen immer öfter auch Tierbesitzer für ihre vierbeinigen Lieblinge. Das hat eine Studie in Österreich, Großbritannien und Dänemark ergeben.
Gefahr einen falschen Einschätzung
Die Ausgangslage ist offenbar bei Tier und Mensch mittlerweile ziemlich gleich. „Heute nutzen Besitzer von Hunden und Katzen zunehmend Internetquellen, um Informationen über Fragen in Sachen Tiergesundheit zu bekommen. Während der Zugang zu den Online-Informationen das Wissen der Tierbesitzer über die veterinärmedizinische Versorgung verbessern und zu einem informierten Gespräch mit ihrem Tierarzt führen kann, gibt es auch das Risiko, dass sie diese Online-Informationen falsch interpretieren und eine falsche Einschätzung von den aktuellen Standards der Veterinärmedizin bekommen“, schrieben jetzt Svenja Springer vom Messerli Forschungsinstitut der Universität für Veterinärmedizin in Wien und ihre Co-Autoren in „Frontiers in Veterinary Science“.
Die Wissenschafter führten deshalb eine Online-Umfrage unter Haustierbesitzern (Hunde, Katzen) in Österreich, Dänemark und in Großbritannien durch. Rund 5.200 Personen im Alter über 17 Jahren wurden in Österreich angefragt, rund 6.000 in Dänemark und rund 6.500 in Großbritannien. In der Studie stellten die Wissenschafter jetzt die Auswertung der Daten aus 800 Fragebögen von österreichischen Hunde- und/oder Katzenbesitzern, 626 dänischen und 691 britischen Teilnehmern vor.
Die Autoren: „Die von den Tierbesitzern am häufigsten verwendeten Internetquellen waren die Websites von Tierärzten (35 Prozent), von veterinärmedizinischen Vereinigungen (24 Prozent), 55,2 Prozent entfielen auf ‚andere“ Websites mit veterinärmedizinischen Informationen.“
Die Benutzung von Internetquellen durch Hunde- und/oder Katzenbesitzer in Österreich ist offenbar relativ hoch: Dass sie vor dem Gang zum Tierarzt das Internet „niemals“ benutzten, kreuzten nur 26,8 Prozent der österreichischen Teilnehmer an der Studie an, hingegen 35,3 Prozent der Dänen und 30,2 Prozent der Briten. Manchmal nutzten hingegen 47,3 Prozent der österreichischen Tierliebhaber das Internet vor der Konsultation eines Veterinärs, um sich über Belange ihrer Lieblinge zu informieren, 34,6 Prozent aus dem dänischen und 35,8 Prozent aus dem britischen Sample.
Nach einer Konsultation eines Veterinärs gaben 32,9 Prozent der österreichischen Teilnehmer an, das Internet nie für weitere Informationen zu verwenden, hingegen 47,4 Prozent der dänischen und 32,4 Prozent der britischen Tierbesitzer. „Insgesamt gab nur eine Minderheit (12,1 Prozent) an, mit dem Rat ihres Tierarztes nicht einverstanden gewesen zu sein. Dieser Anteil war bei den dänischen Tierbesitzern mit 4,9 Prozent signifikant geringer als unter den österreichischen (13,6 Prozent) und den britischen (16,1 Prozent)“, stellten die Wissenschafter fest.
Jedenfalls müssen sich auch die Tierärzte auf „Dr. Google“ bei ihren Kunden einstellen: So verwenden Tierliebhaber, die ein informiertes Gespräch mit dem Veterinär vorbereiten wollen, das Internet vermehrt vor der Konsultation. Personen, die erst nach dem Gespräch mit dem Tierarzt eine Entscheidung in Gesundheitsfragen ihres Haustieres treffen, tun das eher danach.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Veterinärmediziner die Tierbesitzer aktiv nach dem Benutzen von Internet-Ressourcen fragen sollten, um eine offene Diskussion über die von dort bezogenen Informationen zu ermöglichen“, betonten die Experten. Wenn rund ein Drittel der Haustierfreunde die Praxis-Websites von Tierärzten aufsuchten, sollten sie wahrscheinlich diesen Service mit fundierten und seriösen Informationen weiter ausbauen.