Jedes Jahr landen bis zu 14.000 Tonnen Sonnencreme im Meer, 4000 bis 6000 Tonnen an Korallenriffen, wie Forscher der US-Meeresbehörde NOAA berechneten. Wie sich das auf die maritime Umwelt auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Aber vor allem die enthaltenen UV-Filter scheinen Anlass zu Sorge zu geben.
So listet die NOAA auf, dass die Stoffe das Wachstum von Grünalgen beeinträchtigen, bei Muscheln zu Defekten der Jungtiere führen sowie das Immun- und Fortpflanzungssystem von Seeigeln schädigen könnten. Bei Delfinen könnten sich die Substanzen im Zellgewebe ansammeln und auf die Jungtiere übertragen werden, während bei Fischen die Fruchtbarkeit reduziert und Veränderungen im Erbgut ausgelöst werden könnten.
Vor allem aber stellen UV-Filter demnach - neben Stressoren wie der steigenden Meerestemperatur - eine Gefahr für Korallen dar. Insbesondere der chemisch-organische Filter Oxybenzon könnte das Erbgut der empfindlichen Nesseltiere schädigen und dazu führen, dass sich deren Larven in ihrem Skelett einkapseln und sterben, wie eine US-Untersuchung 2016 nahelegt. Deshalb gibt es Orte auf der Welt, an denen Sonnencremes mit möglicherweise meeresschädigenden Inhaltsstoffen verboten sind.
Wer falsch schmiert, zahlt Strafe
Pionier beim Verbot von Sonnencremes mit Inhaltsstoffen, die Korallenriffen schaden können, war der Inselstaat Palau im Pazifik. Seit 2020 ist dort der Verkauf und Import von Sonnenschutzmitteln mit etlichen rifftoxischen Inhaltsstoffen verboten. Reisende, die eine Sonnencreme mitbringen, die nicht den Bestimmungen entspricht, können sie noch am Flughafen entsorgen. Bei Verstößen wird der Sonnenschutz beschlagnahmt und es drohen Strafen von bis zu 900 Euro. Ebenfalls seit vier Jahren sind auf den Amerikanischen Jungferninseln Sonnencremes verboten, die Octinoxat, Octocrylen und Oxybenzon enthalten.
Seit 2021 ist im US-Bundesstaat Hawaii das Verwenden von Sonnencremes untersagt, die Octinoxat und Oxybenzon enthalten. Auf Maui und Big Island gelten noch strengere Bestimmungen, dort sind seit 2022 nicht-mineralische Sonnencremes generell verboten. Key West in Florida dürfen im Sonnenschutz die chemischen UV-Filtern Octinoxat und Oxybenzon ebenfalls nicht enthalten sein. Oxybenzon hat auch die Karibikinseln Aruba und Bonaire auf die Liste verbotener Substanzen gesetzt.
In den Meeres-Nationalparks von Thailand ist es nicht erlaubt, Sonnenschutz zu verwenden, der Oxybenzon, Octinoxat, Enzacamen und Butylparaben enthält. In Mexiko gibt es kein generelles Verbot gegen bestimmte Inhaltsstoffe, allerdings gibt es private Betreiber, die auf die Verwendung von „rifffreundlichem“ Sonnenschutz bestehen.
Welche Alternativen gibt es?
Auf der Suche nach umweltverträglichen Sonnencremes kann die Art des UV-Filters ein Anhaltspunkt sein, erklärt Annette Dohrmann vom Verbrauchermagazin „Öko-Test“. Grundsätzlich wird zwischen chemischen und mineralischen Filtern unterschieden. Beim Eincremen dringen die Wirkstoffe der chemischen UV-Filter in die Haut ein, absorbieren dort die Sonnenstrahlung und wandeln sie in Wärme um. Bei diesen Produkten geht man laut der Konsumentenschützerin davon aus, dass sie nicht nur einen negativen Einfluss auf die Umwelt, sondern auch auf den Menschen haben. Etliche chemische UV-Filter stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein.
Die mineralischen Filter wirken anders: „Sie dringen nicht in die Haut ein, sondern bleiben nach dem Eincremen auf der Hautoberfläche liegen und bilden dort eine Art Schutzfilm, der die UV-Strahlen wie ein Spiegel reflektiert“, sagt Dohrmann. Produkte mit mineralischen Filtern gelten als weniger schädlich für die Umwelt und besser verträglich für Menschen.