In jeder Familie, unter allen Kollegen und in jeder Gruppe gibt es immer einen, der alles verdirbt. Einen, der bei Familienfesten die Party crasht. Eine, die bei privaten Treffen stets nörgelt und alle unlustig zurücklässt. Da die Nörgelnde, dort der Besserwisser, hier der Rücksichtslose und dort die Streitsuchende. Doch warum schenken wir den schwierigsten Menschen immer am meisten Aufmerksamkeit? „Na ja, diese Menschen wissen eben ganz genau, wie sie sich die Aufmerksamkeit holen“, sagt die Wiener Wirtschaftspsychologin und Psychotherapeutin Evelyn Summhammer lapidar.

In ihrem Buch „Nörgler, Besserwisser, Querulanten“ beschreibt sie, was es mit diesen schwierigen Persönlichkeiten auf sich hat. Egal ob Narzisst, Besserwisser oder Machtmensch: „Sie haben alle Motive in ihrer Geschichte, warum sie sich auf die eine oder andere Art entwickeln.“ Niemand wird als Ungustl geboren. „Der häufigste Fehler ist, das Verhalten dieser Menschen persönlich zu nehmen“, sagt Summhammer.

Psychotherapeutin Evelyn Summhammer
Psychotherapeutin Evelyn Summhammer © Severin Dostal

Persönliches unpersönlich nehmen

Aber wie sollte ich nicht persönlich nehmen, was mich doch persönlich betrifft? „Man reagiert meist mit Gegenangriffen oder Fluchtversuchen, was beides nicht zielführend ist“, erklärt die Psychotherapeutin. Doch der Gedanke liegt nahe, dass gutmütige Menschen letztlich oft leer ausgehen und von durchsetzungsfähigen Menschen schlicht überrollt werden und als Opfer zurückbleiben. „Man macht sich gern selber zum Opfer, damit man einen Grund dafür hat, warum es einem geht, wie es einem geht“, eröffnet Summhammer. Die Opfer-Erfahrung mache der Mensch beim ersten Mal, die nächsten Male könne sich aber quasi jeder so platzieren, dass er als Opfer keine Angriffsfläche mehr bietet.

„Wenn es bei Treffen immer eine Person gibt, die die Dynamik steuert, und alle bemüht sind, dass alles ganz so abläuft, wie diese Person das möchte, dann frage ich schon: Warum machen die anderen mit?“ fragt die Expertin. Denn der vermeintliche Friede und die Aufrechterhaltung der Harmonie seien letztlich anstrengender als ein möglicher Konflikt. Es sei frustrierend, ständig nur auf das Verhalten einer Person zu reagieren, statt zu gestalten. Die Menschen müssten einfach das Bewusstsein entwickeln, sich nicht in die Probleme des anderen hineinziehen zu lassen, rät die Psychotherapeutin. Leicht gesagt, schwer getan.

Einfach akzeptieren

In „Der ganz normale Wahnsinn“ erklären auch die französischen Psychotherapeuten Francois Lelord und Christophe André, dass der Umgang mit schwierigen Menschen besser funktioniere, wenn man sie schlicht akzeptiere. Dann könne man ihr Verhalten besser voraussehen und „den Problemen, vor die er oder sie Sie stellt, erfolgreicher begegnen.“ Hilfreich ist laut Summhammer auch ein Grundsatz des Harvard-Verhandlungskonzepts der beiden Rechtswissenschaftler William Ury und Roger Fisher, das heute zum festen Studienprogramm der Harvard Law School gehört: „Hart in der Sache und weich zu den Menschen“.

Man könne nicht immer gutmütig sein, „in Wahrheit sind diese Menschen einfach konfliktscheu“, erörtert Summhammer. „Sie fühlen sich nicht stark genug, also geben sie gleich auf. Begrifflichkeiten wie Opfer oder Täter, schwieriger oder unkomplizierter Mensch würden uns laut Psychotherapeutin leicht vom Wesentlichen ablenken: „Ich bin als Erwachsener für mein Leben selbst verantwortlich.“