Selbstverständlich lässt Rembrandts „Nachtwache“ im Rijksmuseum in Amsterdam den Atem stocken. Auch die Pracht der Sixtinischen Kapelle in den Vatikanischen Museen ist überwältigend. Natürlich macht der Stein von Rosette aus dem Jahr 196 vor Christus im British Museum demütig, wie auch Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ im Louvre staunen lässt – weil ein so unscheinbares Gemälde eine so große Resonanz auslösen kann.

Aber mit weit geöffneten Augen und offenem Mund steht man allein schon in der Great Hall, dem majestätischen Haupteingang des im neoklassizistischen Stil erbauten Metropolitan Museum of Art in New York. „The Met“ ist das größte Museum Amerikas, fünf Stockwerke hoch, vier Blocks lang und mit einer atemberaubenden Dachterrasse ausgestattet, von der aus man einen Ausblick auf den Central Park und die Skyline von Midtown Manhattan hat. Aber das atemlose Staunen über das Äußere weicht sofort dem Inhalt.

Buddhas rechte Hand

Denn in diesem Haus an der Upper East Side versammelt sich auf einer Ausstellungsfläche von mehr als 130.000 Quadratmetern eine Kulturgeschichte der Menschheit über 5000 Jahre hinweg. In der Asien-Abteilung findet sich Buddhas rechte Hand, die ägyptische Sammlung zeigt den Tempel von Dendur, der amerikanische Flügel ist Kunst und Kunsthandwerk aus den USA gewidmet, darunter gibt es auch einen von Frank Lloyd Wright vollständig entworfenen Raum. Fantastisch ist auch die Sammlung europäischer Gemälde, von Botticelli und Rembrandt bis hin zu Degas und Rodin. Dazu kommen die Sonderausstellungen, zuletzt etwa über Vincent van Gogh, die ein Besuchermagnet war. Sämtliche Sammlungen sind so umfangreich, dass jeder Raum ein eigenes Museum in sich bilden könnte. „The Met“, das ist der Inbegriff eines Universalmuseums, mit zwei Millionen Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Aber just zum 150. Jubeljahr im Vorjahr hagelte es Kritik: „Wie andere Museen, die in den letzten hundert Jahren aufgebaut wurden, ist auch das Met voll von Objekten, die aus ihrem kulturellen Kontext gerissen wurden, manchmal gewaltsam oder mit wenig Rücksicht auf die heilige, historische oder kulturelle Bedeutung, die sie für die Menschen haben, die unter den Plünderungen des Kolonialismus gelitten haben“, schrieb die „Washington Post“ etwa. Im Dokumentarfilm „Inside the Met“ von Ian Denyer erklärte eine Besucherin andererseits, dass das Museum just die Kraft und Macht der „People of Color“ zeige, weil der Kunst aus Afrika und der afrikanischen Diaspora viel Raum gewidmet werde. 90 Prozent der Sammlung des Mets stammen aus Privatbesitz. Große Mäzene wie der Industrielle J. P. Morgan haben dem Museum den Stempel aufgedrückt. Museumschef Hollein erklärte zu seinem Amtsantritt, er werde für mehr Transparenz sorgen, bezüglich der Provenienz von Objekten, die womöglich aus illegalen Grabungen stammen oder mit NS-Raubkunst in Verbindung gebracht werden. Schon 2021 gab das Metropolitan Museum drei als Raubkunst geltende Kunstschätze an Nigeria zurück, die ein privater Investor dem Museum 1991 geschenkt hatte.

Geschlossen ist das Museum nur zu Thanksgiving, am 25. Dezember und am 1. Jänner – außerdem am ersten Montag im Mai, denn an diesem Tag sonnen sich Designer, Models und Stars bei der „Met Gala“, der jährlich stattfindenden Wohltätigkeitsgala, im Blitzlicht der Fotografen.

Architektin, ganz in Mode

Nina Hollein (52) wuchs als Tochter einer Altphilologin und eines Brillendesigners in Wien und Linz auf. Nach ihrem Architekturstudium an der TU Wien zog sie 1996 nach New York City und arbeitete in den renommierten Büros von Peter Eisenman und Tod Williams Billie Tsien Architects sowie später in Frankfurt bei Albert Speer.

Inspiriert von Gebrauchsstoffen wie Geschirrtüchern oder Bettwäsche von Webereien aus dem Mühlviertel, gründete Hollein 2009 ihr eigenes Modelabel für Frauen und Kinder. Bis 2016 führte sie ein Modegeschäft in Frankfurt/Main, in dem sie eine breite Palette an Designs von Brautkleidern und Abendkleidern bis hin zu Freizeitkleidung und Accessoires präsentierte. Seit 2008 lebt Hollein mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in New York.
ninahollein.com

Nina Hollein ist Architektin und Modedesignerin
Nina Hollein ist Architektin und Modedesignerin © Peter Hartenfelser via www.imago-images.de