Den Namen haben sie sich von den kapriziösen Wasserhexen der ladinischen Sagenwelt geborgt. Auch in ihrer Musik spielen die ladinischen Mythen eine Hauptrolle. Zum Beispiel in „Crëps Slauris“ (Die bleichen Berge), einem Lied, in dem hilfsbereite Zwerge einem verliebten Prinzen das Mondlicht in die Dolomitengipfel spinnen, damit seine angebetete Mondprinzessin sich auf Erden zu Hause fühlt. Oder im Lied von der Königstochter, die für ihren Vater in den Krieg zog, wissend, dass das ihren Tod bedeutet: „La Pêsc Gnará“ (Der Frieden wird kommen) heißt der Song, zu dem es ein hinreißend elegisches Video gibt. Das musste in Island gedreht werden, „weil in den Dolomiten das Wetter viel zu freundlich war“, verrät Elisabeth Schuen.

Mit ihrer Schwester Marlene und ihrer Cousine Maria Moling hat Schuen 2010 das Trio Ganes gegründet, mit „A Cunta Che“ (Man erzählt, dass), ihrem fünften Album, sind sie derzeit auf Tournee.

Alle drei sind Angehörige einer fragilen Südtiroler Minderheit: Ihre Muttersprache ist Ladinisch, ein rätoromanischer Dialekt, den zwischen Gröden, Fassatal und Cortina d’Ampezzo gerade einmal 30.000 Menschen verstehen. Der winzigen Sprachinsel erwächst aber in den Songs von Ganes ein enormer Horizont, denn aus den alten Sagen weben die drei Erzmusikerinnen ein vielfarbiges Klangpanorama, in dem sich über einem flauschigen Soundteppich aus Vermonaorgel, Synthesizer, Drums Melodien aus z. B. Flöten-, Hackbrett-, Geigen-, Slideguitar-Klängen wölben. Und natürlich: die Stimmen der drei, fast überirdisch schön.

Samples und Loops in traditionelles Liedgut einzuflechten, haben auch andere schon erfolgreich versucht. Ganes aber verwenden dazu weniger die alten Melodien als die alten Geschichten. „Ein Konzeptalbum“, sagt Elisabeth Schuen, sei „A Cunta Che“ daher, das uralte Fragen aufgreift: „Egal, ob in den griechischen, nordischen oder ladinischen Sagen, es sind immer die gleichen Themen, die die Menschen beschäftigen: Krieg, Flucht, die verrinnende Zeit, der Rausch der Gier, der Zweifel am Glück.“
Die Sprache sei dabei keine Hürde: „Man kann sich in die Lieder einfühlen“, ist sie überzeugt, außerdem wird in Zwischentexten die Handlung der Songs erläutert. Übrigens: Die ladinische Sprache auszustellen (und dadurch zu behüten), ist „nur ein willkommener Nebeneffekt. Ladinisch eignet sich einfach gut zum Singen. Und in der Muttersprache lassen sich Gefühle ja sowieso immer am besten zum Ausdruck bringen.“

Ganes live
25. Februar, 19.30 Uhr
forumKLOSTER, Gleisdorf
Karten: Tel. 0800/312512