Schulden, Pfändungen und drückende Sorgen hinter den Fassaden der alten Bürgerhäuser im Grazer Bezirk Geidorf - diese Thematik hat das Theater im Bahnhof im Schauspielhaus zu einem vergnüglichen Abend mit bitteren Momenten aufbereitet. Eingebettet in ein flottes Tischtennis-Match konnten die sechs Darstellerinnen ihren Figuren bei der Premiere am Freitag auch ohne zu viel Text Profil verleihen.
Geidorf steht in Graz für gehobenen Lebensstandard, alte Villen, aber auch Universität und Studentenleben, was nicht immer ganz einfach zu vereinbaren ist. Dass auch im Nobelviertel die Fassaden innen und außen bröckeln, zeigte die Produktion "Geidorf's Eleven" im Haus Zwei in der Regie von Helmut Köpping. Angelehnt an die berühmte Gaunerkomödie "Ocean's Eleven" lassen hier sechs Frauen ihren Träumen von einem großen Coup freien Lauf. Bis auf eine wohnen sie alle im Bezirk, doch nichts ist mehr so, wie es sein sollte.
Eine leere Villa, in der offenbar gerade noch der Tischtennistisch nicht gepfändet wurde, ist der Schauplatz. Dort findet auch das ganz real gespielte Match statt. Das ist relativ zeitaufwendig, bringt zwar viel Bewegung hinein, hemmt aber den Spielfluss trotzdem immer wieder. Eigentlich würde man gern mehr über die Figuren erfahren, die da entstehen. Die Witwe, die gerade noch so über die Runden kommt, die Spielsüchtige, die Komponistin mit Fördergeld aber ohne Kompositionen - sie alle kämpfen und geben ihr Bestes, was aber nicht genügt. Und dann bleibt doch nur der raffinierte Überfall, der zumindest die Geldnöte beheben würde.
Die sechs Darstellerinnen - Vera Bommer, Beatrix Brunschko, Pia Hierzegger, Gabriela Hiti, Silvana Veit und Martina Zinner - sind nicht nur sportlich im Dauereinsatz. Sie zeigen auch in vielen Zwischentönen ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema Schulden und vermitteln die verblassende Eleganz gemischt mit drückenden Geldsorgen auf differenzierte Weise.
"Geidorf's Eleven" im Schauspielhaus Graz
Kooperation mit dem Theater im Bahnhof.
Vorstellungen: 14. und 17.11., 2., 5., 17. und 22.12.2016
Karten: Tel. (0316) 80 00
www.schaupielhaus-graz.com
Von Karin Zehetleitner/APA