Wenn am 8. Juni bei der styriarte in Eggenberg ein schillerndes Fest steigt, so gilt das nicht nur dem Kaiser Joseph I., sondern auch dem König der Schürzenjäger, der der Habsburger unzweifelhaft war. Die erotischen Affären von Kaiser Leopolds ältestem Sohn waren für die Moralhüter des Hofes jedenfalls kaum zu vertuschen.


Mit Werken von Johann Joseph Fux, Antonio Maximiliano Pistocchi und Folklore des 18. Jahrhunderts entführen Dramaturg Thomas Höft und die Neue Hofkapelle Graz das Publikum auf die Hochzeitsfeier Josephs voller Intrigen und Überraschungen, bei der übrigens Johannes Silberschneider als Prediger auftritt.

Die erste Hofkapelle in Graz wurde 1564 gegründet. In der Neuen Hofkapelle Graz werden seit 2010 die alten Ideen mit neuem Leben erfüllt. Das Ensemble hat sich seit sechs Jahren auch international einen exzellenten Ruf erspielt und ist rundum im Jahr hoch engagiert. Quasi parallel zu ihrem styriarte-Auftritt haben die Originalklangmusiker ihre neueste CD mit der Gesamt-Ersteinspielung des „Concentus musico-instrumentalis“ herausgebracht – der steirische Barockmeisters Fux widmete sein prächtiges Opus 1, das auch den musikalischen Kern beim Fest in Eggenberg bildet, Joseph I. zur Vermählung 1699.


Außerdem präsentierte die Neue Hofkapelle dieser Tage ihre Saison 2016/17: In vier Orchesterkonzerten im Minoritensaal und vier Kammermusikkonzerten im „Museum im Palais“ bietet auch die kommende Spielzeit Außer- und Ungewöhnliches. „Und das immer mit einem Schwerpunkt und einem speziellen Inhalt“, betont Lucia Froihofer, die am Fux-Konservatorium Violine und an der Kunstuniversität „Historische Spieltechnik“ unterrichtet und im Verein mit Michael Hell, seit fünf Jahren Professor für Cembalo an der Grazer KUG und „daneben“ auch ein exzellenter Blockflötist, eine Doppeldirektion bildet. Dritter im Bunde ist der Cellist, Gambist und Kontrabassist Georg Kroneis, der zusammen mit den Vorgenannten für die Realisierung der durchwegs originellen Konzeptionen sorgt.


Wie zum Beispiel am 11. November im Minoritensaal, wo sich zur Hofkapelle die Avantgardevolksmusikband Spafudla gesellt. Oder am 10. Februar, wenn „Tatort“-Mime Alexander Mitterer zu den venezianischen Klängen von Vivaldi, Galuppi und Tartini Giacomo Casanovas Abenteuer wieder aufleben lässt.
Zum krönenden Abschluss wird das Akrobatenpaar Esther & Jonas Slanzi – bekannt auch aus dem „Cirque Noël“ – zur Musik von Georg Philipp Telemann nicht nur mit „Diabolos“ jonglieren, die fulminanten Schweizer werden auch als „Harlekine mit Slapstick“ ihren Schabernack treiben.


Zu den vier „Museumskonzerten“ unter der kundigen und wortgewandten Moderation von Georg Kroneis locken jeweils um 15 Uhr auch noch nachmittägige „Familienprogramme“.


Die enigmatischen „Rosenkranzsonaten“ von Heinrich Ignaz Franz Biber mit ihren überaus heiklen Skordaturen (Saitenumstimmungen) werden dabei von Klaudia Reichenbacher auch tänzerisch umgesetzt. „Dieses Umstimmen erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch hohe Konzentration“, weiß Konzertmeisterin Froihofer, „denn in jeder einzelnen der komplex aufgebauten Sonaten sind die Saiten anders gestimmt und liegen einmal sogar übers Kreuz“.

Johann Joseph Fux: „Concentus musico-instrumentalis I-VII“. Erste Gesamteinspielung. Lucia Froihofer, Michael Hell, Neue Hofkapelle Graz. cpo.
Johann Joseph Fux: „Concentus musico-instrumentalis I-VII“. Erste Gesamteinspielung. Lucia Froihofer, Michael Hell, Neue Hofkapelle Graz. cpo. © KK