Steiermark-Gipfel im Kassensaal mit seiner wunderbaren Kuppel im einstigen Länderbank-Gebäude in der Wiener Innenstadt, erbaut in den 1880ern nach den Plänen von Otto Wagner. Ebendort dichtete Vizekanzler und Noch-Kulturminister Werner Kogler (Grüne) gestern Abend kurzerhand Thomas Bernhard um: „In Graz musst du gewesen sein“, sagte er. Denn: Das besondere Verhältnis zwischen Kultur und Politik sei in der Steiermark seit mehr als einem halben Jahrhundert Tradition. „Kultur ist viel mehr als Aufputz oder Beiwagerl“, betonte Kogler. „Man lässt diese seltsamen Menschen machen, unterstützt sie so gut wie möglich“, führte er augenzwinkernd aus. Selbst dann, wenn man nicht wüsste, was herauskomme oder das Ergebnis „ein bisschen weh tun kann“. Das alles werde „schwieriger“ werden in Zukunft.

Auf dem Programmpunkt stand die Überreichung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse an den Kulturmanager Bernhard Rinner, der seit zehn Jahren Geschäftsführer der Bühnen Graz, zu denen Oper, Schauspielhaus, Next Liberty, Spielstätten und art + event Theaterservice gehört. Der Generalsekretär des Theatererhalterverbandes österreichischer Bundesländer und Städte ist und u.a. das Klanglicht in Graz initiiert hatte. LH Christopher Drexler würdigte seinen „guten Freund“ in seiner Laudatio als „Impulsgeber“, „Brückenbauer“ und „Verfechter der schönen Künste“ in Graz und darüber hinaus.

Doch der Abend mutierte nebst vieler würdigender Worte und Danksagungen – wenige Wochen nach der Nationalratswahl und wenige Tage nach der steirischen Landtagswahl und vor dem Hintergrund eines möglichen FPÖ-Landeshauptmannes – zum flammenden, kulturpolitischen Plädoyer für die Freiheit der Kunst. Und dafür, diese Tradition weiter hochzuhalten – „diese steirische Offenheit, Liberalität, besondere Breite und Vielfalt“ müsse einen Platz haben, so der Kulturminister.

Der Geehrte bedankte sich bei seinen Mitarbeitenden, seiner Familie, seinen Freunden. Und er berichtete vom jüngsten Theatertreffen in Prag, wohin man ausweichen musste, nachdem die slowakische Regierung den Nationaltheater-Leiter im Krankenstand und im Bademantel gekündigt hatte. Nur wenige Kilometer entfernt von uns, so Rinner, arbeiten Kolleginnen und Kollegen in der Slowakei und in Ungarn unter Repressalien. Was das nun bedeutet? „Trotz oder wegen der Wahlgänge werde ich verdammt noch einmal alles dafür tun, dass auf unseren Bühnen alles gesagt werden darf und im Zuge der Kunst- und Meinungsfreiheit auch alles gesagt werden muss.“

Die finalen Worte seiner Dankesrede formulierte er wie folgt: „Du holde Kunst, ich liebe dich! Du hohe Politik, ich danke dir!“ Und dafür holte er sich kräftigen Applaus von den ehemaligen LHs Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Voves (SPÖ) mitsamt Frauen, Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher, Bildungsminister Martin Polaschek, Innenminister Gerhard Karner, Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker, Opern-Intendant Ulrich Lenz, Schauspielhaus-Chefin Andrea Vilter, Next-Liberty-Leiter Michael Schilhan, Styria Vorstandsvorsitzenden Markus Mair, Ex-Kunsthausleiter Peter Pakesch, Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz, Historiker Helmut Konrad, die Opernredoute-Macher Wolfgang Hülbing, Bernd Pürcher und Rinners Familie und viele Mitarbeitende.