In Sandalen zu steigen, hat Schauspielern in Hollywood bekanntlich noch nie geschadet. Siehe Kirk Douglas in „Spartacus“, siehe Russell Crowe in „Gladiator“, siehe Brad Pitt in „Troja“. Die Prognose ist daher auch nicht besonders wagemutig: Dieses Sandalen-Epos wird auch Paul Mescals Karriere nicht bremsen. Ganz im Gegenteil.
Der 28-Jährige betritt nun als Ridley Scotts Kampfmaschine in „Gladiator II“ die ganz große Kino-Arena. Für die ikonische Rolle des auf Rache schwörenden Lucius, Sohn von Maximus, hat er sich monatelang einen Muskelpanzer antrainiert; nebst Unterricht in Kampfchoreografie, Reiten und Schwertkampf.
Sein Trainingsplan dafür macht schon im Netz die Runde. Wie auch der Spitzname, den ihm „Gladiator II“-Kollege Pedro Pascal verlieh: „Brick Wall Paul“. Ein Mann wie eine Ziegelsteinwand.
Eigentlich ist Paul Mescal einem cinephilen, serienaffinen Publikum für Rollen in kleinen, kunstvollen Indie-Filmen bekannt: Sein tieftrauriger Blick legt zugleich Abgründe und Verletzlichkeit, Ängste wie Träume, Begierde und Schüchternheit frei.
Keine Frage: Er war bislang auf feinfühlige Typen, zärtlich Zaudernde und melancholische Antihelden gebucht. Im Gegensatz zum neuen „Blut und Spiele“-Film im antiken Rom. Hier nimmt er den Kampf mit CGI-Hunden und Monsteraffen auf.
Oscarpreisträgerin Olivia Colman („The Favourite“) outete sich schon bei der Promo-Tour zum Netflix-Drama „Frau im Dunkeln“ (2021) als Riesen-Fan des damaligen Nachwuchsstars. In Interviews erzählte sie kichernd, dass sie ihm beim ersten Treffen gar nicht in die Augen schauen konnte. Und sie verriet, dass sie am Set eine Szene hinzuschmuggelte, die nicht im Drehbuch stand und ohne Abmachung improvisierte, nur damit sie kurz mit ihm flirten konnte.
Er verzaubert alle
Verzaubert war sie, nachdem sie ihn in der Serie „Normal People“, der Verfilmung von Sally Rooneys gleichnamigem Roman sah – noch einem irischen Shootingstar. Paul Mescal ist darin als Schulsportler zu sehen, der ein heimliches Gspusi mit einer Mitschülerin hat. Einer, die sehr unbeliebt ist. Beim späteren Studium in Dublin kehren sich die Rollen um: Sie mausert sich zur selbstbestimmten jungen Frau, er kämpft mit seiner Depression.
Dass er offen darüber spricht, selbst in Therapie zu gehen, hat seinen Status als Schwarm nur befeuert. Ähnlich wie Timothée Chalamet schwärmen sowohl Männer als auch Frauen für ihn. Nicht zuletzt dank seines hinreißenden Spiels als rätselhafter Lover im queeren Liebesdrama „All of Us Strangers“ an der Seite von Andrew Scott. Seine Footballer-Statur erlaubt ihm aber auch, grobschlächtigere Figuren zu verkörpern. Wenngleich der Ire seine Fähigkeiten in der Gladiatoren-Arena nicht ausspielen kann. Im Gegensatz zum Sci-Fi-Thriller „Enemy“ an der Seite von Saoirse Ronan auf AppleTV.
Volltreffer
Im komplex erzählten Vater-Tochter-Drama „Aftersun“ von Regisseurin Charlotte Wells erspielte sich Paul Mescal als instabile Vaterfigur bei einer späteren gemeinsamen Reise in die Türkei eine Oscarnominierung.
Prognose: Es wird bestimmt nicht bei der einen bleiben. Dass der Ire überhaupt im Filmbusiness landete, war auch ein bisschen Zufall. Nach einer Kieferverletzung hörte der Sohn einer Polizistin und eines Lehrers in Maynooth in Kildare mit dem Gaelic Football auf. Volltreffer für das Kino!