Du brauchst Dir über mich keine Sorgen machen, ich bin schon ziemlich zäh, und außerdem werde ich sicher weltberühmt.“ Diesen Satz schrieb der damals 21 Jahre alte Peter Handke im Jahr 1963 an seine Mutter. Und so sollte es bekanntlich kommen. 2019 wurde der Schriftsteller, geboren 1942 in Griffen, mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Graz sollte zum Sprungbrett für diese Weltkarriere werden - und das Land ehrte Handke Freitagabend im Weißen Saal der Burg mit der höchsten Auszeichnung – dem „Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern“.

Landeshauptmann Christopher Drexler würdigte in seiner Laudatio den „Erzähler von großer Intensität und Denker, der es versteht, auch uns Lesende zum betrachtenden Denken zu verführen.“ Besonders hob Drexler die Bedeutung der „Grazer Gruppe“ und die tiefe Freundschaft mit dem legendären „manuskripte“-Herausgeber Alfred Kolleritsch hervor. Beide hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass „die österreichische Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts internationale Beachtung fand“.

Handkes Dankesrede war in großen Teilen seinem Lebensfreund Alfred Kolleritsch gewidmet
Handkes Dankesrede war in großen Teilen seinem Lebensfreund Alfred Kolleritsch gewidmet © Klz / Stefan Pajman

Bevor Peter Handke seine Dankesrede hielt, ging er auf die Cellistin Sophie Stocker zu und fragte, ob das gerade eine Version von George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“ gewesen sei. Einmal Beatles-Fan, immer Beatles-Fan. Dann fragte er in die Runde, ob jemand Mittelhochdeutsch könne, nach Verneinung las er selbst aus dem Anfangskapitel des Parzifal von Wolfram von Eschenbach vor. Deshalb, weil diese Zeilen „ein Symbol für ein episches Schreiberleben“ seien, „geschmäht und zugleich gelobt, der Nachbar der Seele der Zweifel“.

Sichtlich berührt nahm Peter Handke Ehrenzeichen und Urkunde entgegen, verabreichte Landeshauptmann Drexler sogar ein sanftes „Wangentatscherl“, der Rest seiner Rede war dann eine liebevolle Hommage an seinen Lebensfreund Alfred Kolleritsch, an diesen Ermöglicher und vor allem „Gönner“. Er habe nie wieder einen Menschen wie ihn kennengelernt; einen, der nie eifersüchtig auf etwas war, „nie missgünstig, immer hat er gegönnt.“

Dann trug Peter Handke zwei Gedichte dieses für ihn so prägenden Menschen, Mentors, Freundes vor. Gedichte, „die durch die Zeit gehen“, nie auf Moden oder Zeitgeist schielen. „Ich war ergriffen, als ich diese Gedichte nach 30 Jahren wieder gelesen habe.“ In einem Gedicht – „Parmenides im Winter“ – geht es um den „schwankenden Sinn“ und darum, den Wechsel zu lieben; wohl auch eine Anspielung auf das eigene Werk, das an diesem Abend aber in den Hintergrund trat, um jenem Mann, der laut Handke „nie erkannt“ wurde, den Vortritt zu lassen. Es war, als ob Peter Handke diese hohe Würdigung des Landes Steiermark mit Alfred Kolleritsch teilen wollte – eine ergreifende Geste.

Graz, die steirische Landeshauptstadt, war für Peter Handke das Sprungbrett für eine Weltkarriere
Graz, die steirische Landeshauptstadt, war für Peter Handke das Sprungbrett für eine Weltkarriere © Klz / Stefan Pajman

Am Samstag bereits wird Peter Handke wieder nach Paris zurückreisen, mit leichtem Gepäck. Von der Urkunde gibt es eine Sonderanfertigung, damit sie in Handkes Rucksack passt.

Buchtipps

Janko Ferk. Peter Handke. Begleitschreiben, Gespräche und Zustimmungen. LIT Verlag
Janko Ferk. Peter Handke. Begleitschreiben, Gespräche und Zustimmungen. LIT Verlag © KK
Peter Handke. Die Hornissen. Suhrkamp
Peter Handke. Die Hornissen. Suhrkamp © KK