Irgendwann umkreisen sogar Haie im Kolosseum ihre Opfer bei einem der gigantischen Schaukämpfe. In „Gladiator II“ mutiert das altehrwürdige Amphitheater zum Haifischbecken – was für ein Bild! Nachgespielt wird – zum Amüsement des Adels – die Seeschlacht von Salamis. Die tierische Vielfalt in der Arena ist immens: blutrünstige Hund-Raubkatzen treten ebenso auf wie monströse Killeraffen. Und einmal reitet ein Kämpfer sogar auf einem riesigen Rhinozeros ein.

24 Jahre nach dem fünffachen Oscar-Erfolg „Gladiator“ hat die britische Regie-Legende Ridley Scott (“Thelma & Louise“, „Alien“, „Blade Runner“) erneut eine gigantische Schlachtplatte mit üppigem CGI-Rausch angerichtet. Die Handlung von „Gladiator II“ setzt 16 Jahre nach dem Finale ein. Im Fokus der Geschichte steht dieses Mal Lucius (Paul Mescal) – Sohn des getöteten Gladiators Maximus. Zur Erinnerung: Diese Rolle katapultierte Russell Crowe einst zum Weltstar. Weil sich Lucius‘ Mutter Lucille (Connie Nielsen) um seine Sicherheit sorgte, schickte sie den Knaben einst fort aus Rom. Lucius fand im Königreich Numidien, dem heutigen Nordafrika, eine neue Heimat, ein Stück Geborgenheit und die Liebe seiner Frau.

Als diese bei einem Feldzug der Römer auf Numidien von General Marcus Acacius (Pedro Pascal) getötet wird, schwört Lucius Rache. Er wird gefangen genommen, verschleppt und landet als Sklave im Intrigantenstadl vom machtbesessenen Macrinus (diabolisch: Denzel Washington). Bald mausert er sich zum besten Gladiator in dessen Stall. Mit dem alten Rom ist es weiter bergab gegangen, die wahnsinnigen und auf Karikatur gebürsteten Caesar-Brüder Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) geben sich lieber dem Luxus hin. Machthungrige sowie Idealisten planen inzwischen einen Putsch aus dem Hinterhalt.

Die Sehnsucht nach einer Fortsetzung war nicht totzukriegen, auch dank zig Memes im Netz nicht, waghalsige Experimente wie jenes von Nick Cave scheiterten jedoch. Ridley Scott kredenzt Opulenz, Blut und Spiele im alten Rom, Politspielchen à la Machiavelli und keine Latein-Nachhilfe. Der Historien-Blockbuster geht lieber auf Nummer sicher und erzählt einfach noch einmal mit kleinen Variationen dieselbe Geschichte – mit neuen, jüngeren Stars und einer neuen Figurenrunde. Inklusive obligatem Satz: „Was wir im Leben tun, hallt in der Ewigkeit wider.“

In den Sandalen steckt dieses Mal der Ire Paul Mescal, der in den Indie-Filmen „Aftersun“, „All of Us Strangers“ oder der Serie „Normal People“ betörte. Niemand kann so traurig schauen wie er, das verleiht seiner Figur unter dem Brustpanzer ein bisschen mehr Tiefe. Das Personal in diesem alten Rom macht einiges an Längen, Fadesse und aufgewärmter Wiederholung wett. Der bekannte Look von Kameramann John Mathieson dürfte zwischen all den Effekten aber Fans von einst erfreuen.

Bewertung: ●●●○○