Edle Abendkleider, elegante Smokings, alle in Schwarz-Weiß gehalten, eine extrem exaltierte, vitale Stimmung mit viel Alkohol: Es ist eine festliche, ausgelassene, oberflächliche Spaßgesellschaft in einem reduzierten, aber durchaus ästhetischen Ambiente mit einem langen, weißgedeckten Tisch (Bühne: Alessandro Camera – Kostüme: Carla Ricotti), die hier spielfreudig agiert. So zeigt sich Giuseppe Verdis „La Traviata“, die diesjährige Eröffnungsproduktion am Teatro Verdi in Triest.
Aber immer wieder stockt das lebhafte Bild komplett, dann, wenn sich intime Momente zwischen Violetta und Alfredo auftun. Im zweiten Akt ist das Liebesnest der beiden mit roten Rosenblättern bedeckt. Arnaud Bernard gelingt in seiner konventionellen Personenführung insgesamt eine sehr stimmige Inszenierung, in der sich starke Gefühle der Protagonisten offenbaren. Vor allem der dritte Akt mit der Kontroverse der beiden aber auch das tragische Finale mit Violettas Tod gehen unter die Haut.
Titelheldin ist ideal besetzt
Vor allem auch deshalb, weil die Titelheldin mit Maria Grazia Schiavo ideal besetzt ist: Mit perfekten Koloraturen – aus dem Nichts kommenden, herrlichen Piani – und reichen Schattierungen vermag sie intensive Gefühle, vor allem zum Finale über die Rampe zu bringen. Nach kleinen Unstimmigkeiten zu Beginn vermag auch der Alfredo des Antonio Poli zu begeistern. Er singt ihn mit schönen, ungefährdeten Höhen und viel Schmelz und kann uns auch mächtig berühren. Leider überzeugt da Roberto Frontali weniger. Zweifellos verfügt er über einen schön timbrierten Bariton. Allerdings singt er den Vater Giorgio Germont viel zu grob, wirkt teils sogar unbeteiligt und vermag dadurch wenig Emotionen zu erzeugen. Die vielen kleinen Partien waren alle gut besetzt.
Der Musikdirektor des Hauses, Enrico Calesso, am Pult des Orchesters des Teatro Verdi ist ein Garant für mitreißendes Musizieren. Er muss immer wieder den schleppenden, ansonsten klangschön singenden Chor antreiben. Er lässt aber viele Nuancen in Dynamik und Farben von Verdis eingängiger und populärer Melodik im bei den Streichern teils etwas dünn klingenden Orchester extrem und aufregend ausreizen. Großer Jubel!
Helmut Christian