Schneewittchen emanzipiert sich und pfeift auf Prinzessin, Frau Holle kämpft mit den Auswirkungen des Klimawandels und Hänsel & Gretel brauchen vor der bösen Hexe keine Angst mehr zu haben, denn die ist jetzt Veganerin. Alte Märchen werden neu erzählt und die Kinder und Jugendlichen in Workshops angeregt, selbst eine Version zu schreiben, die im Jetzt verankert ist. Das ist nur eine von vielen Veranstaltungen, die im Rahmen des bookolino Literaturfestivals noch bis 20. November im Literaturhaus Graz stattfindet. Hausherr Klaus Kastberger wies bei der Programmpräsentation darauf hin, dass dieses Festival für junges Publikum „ein nachhaltiges Produkt“ des Grazer Kulturjahres 2003 sei, demnach bereits seit mehr als 20 Jahren zum Lesen verführt.
„Wenn Funken springen und Bilder sprechen. Vom Einfall zum Ausdruck.“ Das ist das diesjährige bookolino-Motto. Erstmals gibt es heuer eine enge Zusammenarbeit mit dem Kindermuseum FRida & freD. 36 Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Theaterleute aus Österreich, der Schweiz, Deutschland, Slowenien und Spanien sind zu Gast. Ergänzt wird das Programm durch eine Buch- und Mitmach-Ausstellung, die als „bookolino extended“ auch nach dem Festival bis zum Juli 2025 zu sehen ist.
In den zahlreichen Lesungen und Workshops geht es in diesem Jahr vor allem darum, mit dem jungen Publikum in die Welt des Erzählens einzutauchen und zu zeigen, wie aus einer Idee eine Geschichte entstehen kann. Die Macht der Idee und des gesprochenen und geschriebenen Wortes stehen im Mittelpunkt. Die Veranstaltungen tragen Titel wie „Wunderbare Phantasie: Überwindungen, Wortgeschenke und Aufbrüche“ oder „Zuflüchte und mutige Worte, die die Welt verwandeln.“
Irene Hetzenauer zeichnet seit drei Jahren für das bookolino Literaturfestival verantwortlich. „Ideen – im Guten wie im Schlechten – verändern die Welt, auch damit beschäftigen wir uns beim diesjährigen Festival.“ Hetzenauer weiß natürlich um die Schwierigkeiten in Zusammenhang mit jungem Lesepublikum. „Umso wichtiger ist es, was in den Familien und Schulen passiert. Dort muss die Neugier geweckt werden.“ Was die Übermacht und Allgegenwart der digitalen Medien betrifft, plädiert Hetzenauer für ein duales Vorgehen, in dem sowohl das Buch als auch der Computer Platz haben. „Es hat keinen Sinn, die sozialen Medien zu verteufeln. In unseren Workshops werden deshalb auch Elemente eingebaut, wo der Computer eine Rolle spielt.“