Die Witwe Clicquot
Unter Champagner-Fans ist er ein Klassiker: der Veuve Clicquot. Oder besser gesagt die, denn benannt ist die Schampus-Marke nach einer Frau. Barb-Nicole Clicquot (Haley Bennett), die 1805 –mitten in den Napoleonischen Kriegen – die Firma ihres verstorbenen Mannes François (Tom Sturridge) übernahm. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts sind die männlichen Winzer nicht begeistert, dass eine Frau ein Unternehmen leitet. Barb-Nicoles rebellischer Charakter verwandelt Regisseur Thomas Napper im Porträtfilm „Die Witwe Clicquot“ in einen poetisch-naturalistischen Fluss von Gedanken, Naturspektakeln und zwischenmenschlichen Blicken. Vor allem Bennett begeistert als Ruhepool in einem Meer aus männlichen Hitzköpfen. (sg) ●●●●○
Bergfahrt
Wie nahe steht der Mensch den Bergen? War es fatal zu glauben, diese Urgewalt mittels Massentourismus zu zähmen? Mitten in den Alpen hat die Schweizer Dokumentarfilmerin Dominique Margot ein Jahr lang nach alternativen Antworten Ausschau gehalten. Befragt wurden neun Personen mit verschiedenen Zugängen. Darunter: ein Tonkünstler, der die Geräuschkulisse des alpinen Lebensraums abhört, eine Bergführerin, die ihren Gatten beim Klettern verloren hat. Getragen von majestätischen Panoramaaufnahmen, fernab heimattümelnder Postkartenbildchen, verweist der Film auf die Widersprüchlichkeiten der Riesen, die 250 Millionen Jahre alt sind. Über allem ein Schleier des Unbehagens: der Klimawandel. (pog) ●●●●○
Marianengraben
Wie lässt sich die Trauer nach einem Verlust überwinden? Eigentlich gar nicht. Vielmehr muss man lernen, sie in das alltägliche Leben zu integrieren, wie das Langspielfilmdebüt von Eileen Byrne zeigt. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jasmin Schreiber spielt der Schweizer Jungstar Luna Wedler Paula. Diese hat ihren Bruder verloren, als dieser in einem unbeaufsichtigten Moment im Meer in Triest ertrank. Getrieben von Schuldgefühlen will sie zurück an den Unglücksort reisen und trifft dabei den ebenfalls um Frau und Sohn trauernden Pensionisten und Grantscherm Helmut (Edgar Selge), ebenfalls am Weg nach Italien. Die Zweckgemeinschaft der beiden mutiert alsbald zu einer ungeplanten gegenseitigen Therapiestunde. Auch sonst bietet die Geschichte nicht allzu viele Überraschungen. Aber die Darstellenden knien sich engagiert in die Rollen und Byrne versteht es, die Tiroler und Südtiroler Landschaften wie einen eigenständigen Charakter hervorzuheben. (sg) ●●●○○
Niko – Reise zu den Polarlichtern
Niko, das fliegende Rentier aus Finnland, ist zurück. Nachdem es im ersten Teil seinen Papa kennengelernt hat, um im zweiten Teil seinen entführten Bruder retten musste, darf sich Niko im dritten Film nun formell um eine Position zum Schlittenziehen bewerben. Doch er hat Konkurrenz in Form der selbstbewussten Stella. Diese ist jedoch mit einer geheimen Mission ins Weihnachtsdorf gekommen. Als am nächsten Tag der heilige Schlitten des Weihnachtsmanns fehlt, müssen alle an einem Strang ziehen, um Weihnachten zu retten. Dabei blickt der Film humorvoll und gekonnt über den Tellerrand und reflektiert die Bedeutung von Freundschaft und Loyalität. Denn der Grund, warum der Schlitten gestohlen wurde, liegt zum Teil auch in dem Verhalten der fliegenden Truppe. (sg) ●●●○○
Red One
Weihnachten ist nicht mehr das, was es einmal war. Das Fest der Liebe und der Familie ist der Konsumgier gewichen. Callum Drift (Dwayne Johnson), E.L.F-Agent und Sicherheitsbeauftragter von Santa Claus (JK Simmons), macht das schwer zu schaffen. Nie zuvor sind so viele Menschen auf der Liste der Unartigen gelandet. Als sein Chef mit Rauschebart auch noch entführt wird, liegt es ganz in seiner Hand, die Festtage zu retten. Schützenhilfe leistet ihm in Gestalt des mürrischen Hackers Jack (Marvel-Star Chris Evans) ausgerechnet ein Mann, der bis kürzlich die Existenz des Weihnachtsmanns für ausgemachten Humbug hielt. In der Actionkomödie von Jake Kasdan (“Jumanji“, „Walk Hard“) wird das sagenumwobene Nordpol-Versteck von Santa und seinen Gehilfen als hypermoderne Sicherheitszone neu gedacht, mitsamt futuristischen Gadgets. Festtagsstimmung kommt bei all dem artifiziellen Technoschnickschnack wenig auf. Vorweihnachtsschmalz als uninspiriertes Effektspektakel. (pog) ●●○○○