Es war eine der mutigsten, seriellen TV-Konzepte der letzten Jahre. Ein Projekt, das Sehgewohnheiten auf den Kopf stellte. Die Rede ist von der Anthologie-Reihe „Die Macht der Kränkung“, inspiriert vom Psychiater Reinhard Haller. Der Sechsteiler: „Am Anschlag“ nach dem sensationellen Drehbuch von Agnes Pluch schilderte die Vorgeschichte eines Amokszenarios in einem Einkaufszentrum – und zwar Folge für Folge aus einer anderen Perspektive.
Heute und morgen Abend wird die Fortsetzung „Am Ende“ nach ZDFneo endlich im Triple auf ORF 1 ausgestrahlt. Am Anfang steht ein Begräbnis, das Delikates zutage fördert. Ein Abschiedsbrief, den David (Golo Euler) von seiner Ärztin (Margarete Tiesel) verlesen lässt. Es ist eine Abrechnung mit dem Leben und den Menschen, die es begleiteten. „Mein Sterben hinterlässt unschöne Risse in eurer ach so heilen Fassade“, heißt es darin.
Diese letzten Worte befördern Verdrängtes, Vertuschtes, Verschwiegenes und auch Schock und Schuldgefühle an die Oberfläche, seelische Narben brechen auf, schmerzhafte Erinnerungen treten hervor. Das Publikum lernt die Hinterbliebenen nach und nach kennen. Und mit ihnen sechs verschiedene Wahrheiten. Mindestens.
„Ein bisschen Hoffnung“
Wie schon in Staffel eins sind die einzelnen 45-Minüter mit den Vornamen gekennzeichnet, aus deren Perspektive erzählt wird: Das mit einer Romy prämierte Drehbuch von Agnes Pluch, Marie-Therese Thill und Rebekka Reuber leuchtet die Leerstellen und Verletzungen gekonnt aus, Daniel Geronimo Prochaska inszeniert die emotionalen Risse und dunklen Leerstellen bravourös und stets mit Potenzial für eine Kurskorrektur der Einzelnen. „Für mich war es wichtig, dass man ein bisschen Hoffnung mitnehmen kann“, sagt Prochaska. Und meint im Gegenteil zur düsteren Staffel eins. Die Größe des Ensembles und die Erzählung in Rückblendung war ein Kraftakt, alleine drei Wochen drehte man die Begräbnisszene auf einem Friedhof in Wien-Liesing.
Mehr Fernsehen
Die Koproduktion von Mona und Tivoli Film für den ZDF und ORF versammelt Stars wie Barbara Auer, Thomas Thieme, Angelika Häntsch, Michael Pink, Antonia Bill, Clemens Berndorff, Jutta Fastian und viele mehr. Der Soundtrack ist beglückend.
Über eine Staffel drei werde schon „nachgedacht“, erklärten ORF-Serienchefin Andrea Bogad-Radatz sowie Producerin Gudula von Eysmondt.