Geheimnisse erschließen sich üblicherweise nicht beim Wegschauen. Man schaut also hin, in der Hoffnung, dass sich dabei endlich einmal das Mysterium entschlüsselt, warum der ORF seine Kochsendung pünktlich nach dem Mittagessen ausstrahlt. Vielleicht, weil man sich in den Dienst der öffentlichen Gesundheitspflege stellt? Denn bestimmt widersteht die p.t. Zuschauerschaft, so direkt nach Einnahme der Hauptmahlzeit, der von den Köstlichkeiten in „Silvia kocht“ ausgelösten Versuchung den Kühlschrank zu überfallen, um einiges besser.
Diese Woche ist der elsässische Spitzenkoch Alain Weissgerber bei Silvia Schneider zu Gast, ein, wie sich am Dienstag zeigte, grundsympathischer Mensch. Nicht nur, weil er 1. rasch überall noch einen Löffel Butter hineinrührt, sondern auch, weil er 2. unterm Rühren, Braten, Garnieren sehr überzeugend und in schönstem Burgenländisch für gastronomische Karrieren wirbt: („Die jungen Leute auf dieser ganzen Erden! Ich wünsch‘ mir, dass viel mehr Koch lernen. Es ist der schönste Beruf!“) und weil er 3. klare Qualitätskriterien vorlebt („Bevor meine Frau ein Gericht nicht gekostet hat, ist es nicht freigegeben.“) Bei so viel Kompetenz und Weisheit muss Silvia Schneider nicht mehr viel tun als dem Koch hilfreich im Weg herumstehen. Das macht sie auch sehr schön.