Man kann es natürlich als Heimspiel bezeichnen: Dort, wo für gewöhnlich die Redaktionssitzungen der Kleinen Zeitung über die Bühne gehen, trafen sich Pia Hierzegger und Michael Ostrowski gestern zum gemeinsamen Austausch und Schlagabtausch mit Kulturchef Martin Gasser. Die Bühne, wo sich die beiden kennengelernt haben, die steht freilich anderswo: im Theater im Bahnhof. Wobei das erste Aufeinandertreffen der beiden wohl eher ein Godot-Moment war, wie sich Hierzegger amüsiert erinnerte: „Da hat es immer geheißen, jetzt kommt dann bald der Michi und ich habe nie gewusst, auf wen wir da eigentlich warten.“
Das hat sich längst geändert: Sie sind beide Schauspieler, Autoren, Moderatoren und Hierzegger auch noch Regisseurin. Dass sie Schauspielerin werden wollte, habe sie immer schon gewusst, so Hierzegger, „aber ich habe nicht erwartet, dass ich davon auch leben kann.“ Der gebürtige Rottenmanner ist mehr oder weniger in den Beruf gefallen, als er „in der ärgsten und unordentlichsten WG, die ich bis zum damaligen Zeitpunkt je gesehen habe“ gestolpert ist – jene Wohngemeinschaft, in der unter anderem Ed Hauswirth und Helmut Köpping, beide Gründungsmitglieder vom Theater im Bahnhof, gewohnt haben. Für die Uni war Ostrowski verloren, aber was soll man gegen die Magie der Bühne auch schon machen? „Durch viele Gespräche im Triangel und im Kommod hat sich ein Geist entwickelt, wie man Theater machen will – eine Gaude haben, aber auch ernsthaftes Theater. Das hat bei mir über viele Jahre dazu geführt, dass zum Wunsch, in dem Beruf zu bleiben, überhaupt gekommen ist.“ Wobei die Zeitungskritik für seinen allerersten Auftritt im Theater im Bahnhof alles andere als frenetisch war: „Fehlbesetzt, stand da in der Neuen Zeit drinnen – eine schöne Erinnerung, muss ich sagen“, grinst Ostrowski.
Apropos Zeitung: Wie schaut es mit ihrem Medienkonsum aus? „Zeitunglesen war für mich schon als Kind wichtig und ist es bis heute“, erzählt der Schauspieler, der auch darauf schaut, dass seine Kinder Zeitung lesen. „Ich kann am Handy nicht die Zeitung lesen, ich lese sie viel lieber in Papierform“, so Hierzegger, die das Lesen können als Kind richtiggehend herbeigesehnt hat, „um am Esstisch zu Mittag mitreden zu können.“ Der Einstieg in die Zeitungswelt dann ein Quantensprung – mit der Spatzenpost. Später waren es dann die Abendausgaben, die wichtig wurden: „Wenn man am Vortag eine Premiere hatte, hat man versucht, noch die Abendausgabe am Jakominiplatz zu kriegen. Wenn keine Kritik drinnen war, war man total enttäuscht, weil man auf den nächsten Tag warten musste. Es war und ist wichtig, ob und wie das, was man macht, wahrgenommen wird.“
Über mangelnde Aufmerksamkeit müssen sich die beiden nicht mehr beklagen: Michael Ostrowski kehrt etwa nächste Woche auf die Fernsehbildschirme (Servus TV) zurück, als Kommissar Armin Trost mit Dienstort Graz. Dass bei seiner Figur des Armin Trost auch der Humor nicht zu kurz kommt, ist für ihn zentral: „Was man leicht vergisst, ist, dass in der Geschichte der Kriminalromane jene Kommissare hängen geblieben sind, die stark mit Humor verknüpft sind.“ Auch Pia Hierzegger beschäftigt sich gerade mit dem menschlich Abgründigen, sie schreibt an ihrem dritten Krimi-Script: „Mich interessieren die Verhältnisse der Figuren und ihre Beziehungen viel mehr als der Krimi. Das ist wahnsinnig anstrengend und aufwändig, diese Geschichte zu erfinden und diese Blindspuren zu legen. Aber für mich ist es unerlässlich, dass es dazwischen auch lustig ist.“
Und wenn wir schon beim Abgründigen sind: Der passionierte Sturm-Fan Michael Ostrowski war nicht immer ein Schwarzer, wie ihn GAK-Fan Pia Hierzegger beim Gespräch aufblattelte: „Du warst mal ein Austria-Fan!“ Ostrowski rückte umgehend zur Klarstellung aus: „Mein erster Fußballdress war violett, weil ich war ein riesiger Prohaskafan, aber das hat sich schon in der Volksschule wieder gedreht!“