Huda Takriti wurde 1990 in Syrien geboren und lebt in Wien, wo sie derzeit ihr Studium an der Universität für Angewandte Kunst abschließt. Die Geschichte ihrer Familie allerdings ist, wie sie in einem Interview erzählt, „kompliziert“, geprägt von Migration, mit Wurzeln in Palästina, dem Libanon und Kuwait. Infolge des Golfkrieges und des libanesischen Bürgerkrieges zieht sie sich auch durch Russland und Polen. In ihren künstlerischen Arbeiten und in der rezenten Ausstellung ist Takriti damit befasst, ein „Familiengedächtnis“ aus den Gesprächen mit ihrer Mutter und Großmutter zu erstellen. Beide waren Textilkünstlerinnen und aus den erhaltenen Stoffen, Fotografien, privaten Alben wie den Erzählungen konstruiert Takriti über Fotocollagen und Videos Darstellungen ihrer Herkunft, geprägt von Vertreibung und der Suche nach Asyl und Orten des Aufenthalts.

Ähnlich schließt Ana de Almeida gerade ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien ab. Geboren wurde die Portugiesin 1987 in der Tschechoslowakei, wo ihr Vater von 1978 bis 1987, als Student aus Portugal, Stipendiat im Zuge eines Programms war, nach dem Studierende aus der „Dritten Welt“ für die kommunistischen Länder angeworben wurden. Dessen Fotosammlung, „in einem Schuhkarton“, umfasst persönliche Dokumente der ersten Jahre nach der linksgerichteten Revolution in Portugal und aus den letzten Jahren des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei. Almeidas Anliegen ist es, die Fotosammlung des Vaters um die „Samtene Revolution“, 1989 in der Tschechoslowakei, und die „Nelkenrevolution“, 1974 in Portugal, in ein Archiv zu übertragen, in dem persönliche Erfahrung mit historischen Ereignissen verknüpft werden. Ausgehend von den Fotografien stellte Almeida Recherchen an und fand etwa ein Filmdokument mit fehlender Tonspur, in dem Portugiesen 1968 zum Einmarsch der Sowjettruppen in der Tschechoslowakei befragt wurden. Durch Lippenlesen und mittels damaliger portugiesischer Presseberichte rekonstruiert die Künstlerin die Inhalte.

Ana de Almeida & Huda Takriti. (In)verso. Between the Lens and the Archive. Bis 17. November, Camera Austria, Lendkai 1, Graz. camera-austria.at