Der Maler Jürgen Messensee ist tot. Der gebürtige Wiener war einer der großen Einzelgänger der österreichischen Kunstszene, der sich eine besondere Position zwischen den Strömungen von Informel und Tachismus erarbeitet hatte. Malerei war für ihn eine „Methode des Denkens“, wie er einmal erklärte. Nun ist der Maler mit 88 Jahren gestorben, wie dem „Kurier“ (Onlineausgabe) die Familie Messensees bestätigte.
Seine letzten großen Personalen hatte Jürgen Messensee 2013 im Kunstforum in Wien und 2014 im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels, in der Albertina richtete man ihm 2015 im Rahmen der Schau „Abstraktion in Österreich“ einen eigenen Raum ein. 2006 gestaltete die im Vorjahr verstorbene Kunsthistorikerin Caroline Messensee in der Sammlung Essl eine Werkschau ihres Vaters.
Jelinek zählt zu seinen Sammlerinnen
Zu Messensees Sammlerriege gehört unter anderen auch Elfriede Jelinek, die ihre vom schwedischen Fernsehen aufgezeichnete Rede zur Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 vor einem Bild des Künstlers hielt. In ihrem Text „Jürgen Messensee: beste Arbeit!“ schrieb Jelinek: „Die Bilder ziehen sich ihre Farben nicht an, um zu beweisen, daß sie da sind, gefangen auf ihrem Untergrund, und dann bedeuten sie halt irgendwie Kunst, sondern diese Bilder stellen ihre Arbeit des Entstehens und des dann in sich Fortschreitens aus.“
Messensee kam am 29. August 1936 in Wien zur Welt und studierte von 1955 bis 1960 bei Sergius Pauser an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. 1973 nahm er an der XII. Biennale von Sao Paulo teil. Messensee-Ausstellungen gab es u.a. 1987 in der Wiener Secession (wo er 1973-2000 Mitglied war) und in der Kunsthalle Bremen, 1990 in der Albertina, 1993 im Kunsthistorischen Museum Wien, 2003 zur Eröffnung des Lentos Kunstmuseums, 2006 in der Sammlung Essl in Klosterneuburg oder 2010 in der Galerie Welz. Über 200 nationale und internationale Ausstellungen würdigten den Künstler, der 2007 mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“ ausgezeichnet wurde.
Ein längerer Aufenthalt in Frankreich beeinflusste ihn maßgeblich, und zu Beginn der 80er-Jahre orientierte sich Messensee eine Zeit lang an klassischen Vorbildern wie dem späten Tizian, Cezanne und Velazquez. Das Studium der Porträts des spanischen Hofmalers im Wiener Kunsthistorischen Museum inspirierte ihn zu seinen Interpretationen der „Infantinnen“.
Ein Lieblingsthema Messensees war zeitlebens stets der weibliche Körper als Metapher für Realität - sei es als gesamte Figur, allein oder verdoppelt, als Porträt oder als Körperfragment. Der Künstler verdichtete und abstrahierte gern in wenigen Strichen in Verbindung mit Farbflächen aus Orange, Rot und Rosa. Seine Fragestellung gegenüber der Malerei lautete dabei, „wie Information über Kunst unter den Bedingungen unserer Zeit durch Malerei mitgeteilt werden kann“. Malerei war für Jürgen Messensee eine Disziplin, die die Welt betrachtet: „Als Maler reflektiere ich, was geschieht, um diese Resonanz in etwas Übergeordnetes zu führen.“