in diesem Endlos-Sommer dauerte auch die „Tatort“-Pause wegen der Fußball-EM ewig. Am Sonntag ist Schluss mit weichgespülten Romanzen, aufgewärmten Hollywood-Streifen und möglicher Fadesse. Es wird wieder gemordet; ermittelt aber auch. Die „alte Tante ‚Tatort‘“ kehrt zur Prime-Time auf ORF 2/ARD auf die Bildschirme zurück. Mit politischer Agenda, mitratenden Menschen im Familienverband, im Freundeskreis oder unter Followerinnen auf Social Media.
Den Auftakt bestreitet ein starker Fall aus Wien. „Deine Mutter“ heißt Mirjam Ungers Regie-Debüt, das im Arbeitstitel noch auf den Kraftausdruck „Hurenkind“ hörte. Womit man gleich mitten im Milieu wäre: die Rap-Szene, in der ein Künstler getötet wird. Die musikaffine Filmemacherin konnte die Wiener Indie-Darlinge Keke und Yugo sowie den deutschen Rapper Frayo 47 dafür gewinnen. Deutlich wiederzuerkennen sind auch Locations wie das Flex am Donaukanal.
Nächster Stopp ist der unurbane Schwarzwald: Tobler und Berg alias Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner werden in „Ad acta“ stutzig, weil der Stiefvater des Mordopfers sie nicht unterstützen will.
Der dritte Fall in der „Tatort“-Saison ist zugleich einer zum Abschiednehmen. Denn: Mit dem 19. Fall „Es grünt so grün“ verabschieden sich die feinsinnig ermittelnden Janneke und Brix (Margarita Broich und Wolfram Koch) mit ihrer psychologischen Fragerei und der Kamera, die alles Verdächtige festhält. Der Hessische Rundfunk verspricht ein spektakuläres Ende – immerhin. Ein zweiter Abschied bahnt sich an – Charakterdarstellerin Dagmar Manzel ist zum zehnten und letzten Mal als feinnervig-hingebungsvolle Paula Ringelhahn zu sehen. „Trotzdem“ handelt von einem 25-jährigen Häftling, der Suizid begeht und weitere tödliche Ereignisse auslöst. Wer ihr an der Seite von Fabian Hinrichs nachfolgt, ist noch nicht bekannt.
Keine Sorge, zu feiern wird es auch einiges geben – etwa den 80. Einsatz von Ulrike Folkerts als hartgesottene Kommissarin Lena Odenthal. „Dein gutes Recht“ führt sie in das Milieu eines Call-Centers.
Schließlich warten noch viele Wiedersehen – etwa mit Stefanie Reinsperger in „Made in China“ in Dortmund sowie den Komikern Thiel und Boerne (Axel Prahl und Jan Josef Liefers) in „Man stirbt nur zweimal“, wo eine Leiche mit einem antiken Speer durchbohrt wurde. Die gagreiche Geschichtsstunde dürfte wohl inklusive sein.