Blink Twice

Wenn Zoë Kravitz ihr außerordentliches Regie-Debüt auf einen Nenner bringen müsste, wäre „Get Out“ auf Epstein Island im Stil von „Midsommar“ eine passende Formel. Wie bei cleveren High-Concept-Thrillern ist es am besten, man weiß so wenig wie möglich von der Handlung. Nur soviel: Kellnerin Frida (Naomi Ackie) wird vom charismatischen Milliardär Slater King (Channing Tatum) auf seine Privatinsel eingeladen. Dort gibt‘s Urlaub und Exzess. Es ist zu schön, um wahr zu sein. Neben Naomi Ackie und Kravitz sind im hochkarätigen Ensemble Alia Shawkat, Christian Slater, Simon Rex und Kyle MacLachlan sowie Geena Davis dabei. „Blink Twice“ ist ein kompromissloser Erstling. Story, Form und auch das MeToo-Thema sitzen. (maw) ●●●●○

Borderlands

„Borderlands“ ist die Verfilmung der erfolgreichen gleichnamigen Videospiel-Reihe. Das filmisch Spannende daran ist einerseits das Space-Western Setting, andererseits der wilde Humor der Comic-artigen Figuren. Leider setzt der für Horror bekannte Regisseur Eli Roth beides nur unzureichend um. Dabei hat er ein hochkarätiges Ensemble, allen voran Cate Blanchett mit feuerroten Haaren, die sichtlich Spaß an ihrer simplen Kopfgeldjägerinnen-Figur Lilith hat. An ihrer Seite sind Kevin Hart und Jamie Lee Curtis zu sehen, sowie Jack Black als Stimme des R2D2-artigen Roboters Claptrap zu hören. Schwerwiegende Drehprobleme führten dazu, dass die 120 Millionen-Dollar-Produktion und der Müll-Planet Pandora nun eher wie billiger Trash aussieht, jedoch ohne diesen Charme einzukalkulieren. Alles in allem wirkt der jugendfreie „Borderlands“ allzu brav, nicht verrückt genug und insgesamt einfallslos. Daran kann auch eine gutgelaunte Cate Blanchett nichts ändern. (maw) ●●○○○

Die wilden Mäuse

Sie mag zwar den halben Tag in der Bibliothek verbringen, aber im Herzen ist sie eine Abenteurerin: Maus Pattie, die mit dem ängstlichen Kater Sam in der antiken Stadt Jorgos wohnt. Die Möglichkeit, sich abseits der Schriftrollen zu beweisen, kommt alsbald. Meeresgott Poseidon ist so erbost, dass die Stadt Bruder Zeus eine Statue gewidmet hat, dass er sie vor ein Ultimatum stellt: Entweder sie bauen ihm eine solche, inklusive Edelsteindreizack, oder er flutet ihre Heimat. Held Jason und seine Argonauten sollen den Edelstein beschaffen. Pattie schleicht sich mit an Bord. Abenteuer mit niedlichen Babykraken, Mafia-Ratten und Zyklopen. Dazu werden Themen wie Freundschaft, Mut und Selbstwert verhandelt. (sg) ●●●●○

Adieu Chérie

Nach 30 Jahren Ehe ist die Luft raus. Journalistin Diane (Karin Viard) ist gelangweilt von ihrem treuen, aber unaufgeregten Partner, dem Pianisten Alain (Franck Dubosc). Zudem macht ihr zu schaffen, dass sie mit Anfang 50 im Job übergangen wird. Als sie, um sich unter der Kollegenschaft Respekt zu verschaffen, vorgibt, mit dem jungen Chefredakteur eine Affäre zu haben, verlässt Alain sie erbost. Das wird für Diane zum Befreiungsschlag. Als sie sich voller Elan wieder ins Datingleben stürzt, stellt sich bald die Frage, ob diese Freiheit nicht auch mit gewissen Kosten kommt. Regisseur Philippe Lefebvre kann sich manch schlampiger Humoreinlage, überzeichneter Charaktere und allzu viel Wohlgefallen gegen Ende nicht ganz erwehren. Doch er nimmt jene Menschen, die im fortgeschrittenen Alter noch die Liebe suchen, ernst. Was das Ganze zu annehmbarer Unterhaltung macht. (sg) ●●●○○

Horizon

Kevin Costner nimmt sich mit „Horizon“ fast 35 Jahre nach „Der mit dem Wolf tanzt“ einem Western-Epos an, es ist der erste von vier Filmen, bei denen er als Regisseur, Autor, Produzent und Schauspieler im Einsatz ist. Der Kampf um die Siedlung Horizon am Tal des San Pedro River ab 1859 steht im Zentrum. Natives kämpfen um ihre angestammten Gründe, Menschen aus aller Herren Länder parzellieren, verkaufen und besiedeln. Frances Kittredge (Sienna Miller) hat den Angriff mit ihrer Tochter überlebt. Die Prostituierte Marigold (Abbey Lee) muss das Kind ihrer Schwester durchbringen, das von Banditenbrüdern gesucht wird. Costner spielt einen Pferdehändler, der selten spricht und einer von den Guten ist. Wer darf hier leben? Lohnt es sich zu kämpfen? Das sind einige der großen Fragen, die Costner stellen will, doch die Figuren berühren wenig. Im Gegensatz zu Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ kommt „Horizon“ altbacken und harmlos daher – nicht unsympathisch, aber gestrig. (jp) ●●●○○