Haben Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber einen Wunsch für den Sommer, lautet der meist so: Schlechtwetter. Aktuell ist das nicht vonnöten, denn erstens ist die Ferienzeit im Kino gut angelaufen. Und zweitens sitzt man in der Überwältigungsmaschine gut gekühlt. „Mit dem Pixar-Film ‚Alles steht Kopf 2‘ stehen wir aktuell bei mehr als 400.000 Besuchen“, sagt Christian Dörfler, Branchenvertreter der Kinobetriebe, zur Kleinen Zeitung. Nachsatz: „Trotz Sommer und Fußball-EM.“ Mit der nostalgieverliebten, romantischen Komödie „To the Moon“ über den Ausverkauf der Mondlandung 1969 und den Superstars Scarlett Johansson und Channing Tatum startete am Freitag ein Film, der für den Experten das Zeug zum Langstreckenläufer hätte. Und mit „Twisters“ läuft nächste Woche fast 30 Jahre nach dem Blockbuster-Hit Teil zwei des Katastrophenfilms mit Daisy Edgar-Jones als Sturmbeobachterin und Glen Powell als Tornado-Jäger in den Kinos an. „Das Thema Wirbelstürme, Klimawandel und Naturkatastrophen könnte nicht aktueller sein“, erklärt Dörfler. Es folgen der im Vorverkauf bestens gehende Blockbuster „Deadpool & Wolverine“ (ab 24. Juli) mit zwei grimmigen Marvel-Helden – verkörpert von Ryan Reynolds und Hugh Jackman – sowie die Franchise-Produktion „Alien: Remolus“ am 15. August, der als Film der Reihe Alien (1979) und „Aliens“ (1986) angesiedelt sein soll.

Filmkritik „To the Moon“

Dass der Sommer, filmtechnisch betrachtet, tote Hose ist, gilt schon lange nicht mehr: „Mit ‚Barbenheimer‘ und den Starts von ‚Barbie‘ und ‚Oppenheimer‘ fuhr der vergangene Sommer ein Rekordhoch ein.“ Und: In den USA starteten einst die veritablen Hits alle im Sommer, „zu uns kamen sie dann halt mit Verspätung.“ Der Ferienzeit 2024 ist dennoch ausgebremst durch den Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren sowie der Schauspiel-Gewerkschaft in Hollywood im Vorjahr. Die Folgen wären schon im zweiten Quartal deutlich zu spüren gewesen und werden auch das dritte Quartal betreffen. „Für den Herbst und 2025 schaut es aber sehr gut aus“, beruhigt Dörfler.

Das Western-Genre ist indes nicht totzukriegen: In „The Dead Don‘t Hurt“ (ab 8. August) erzählt Schauspieler Viggo Mortensen in seiner zweiten Regiearbeit eine Liebesgeschichte zwischen einer emanzipierten und französischen Kanadierin (Vicky Krieps) und einem eingewanderten Niederländer, verkörpert von ihm. Die Verbindung bricht mit dem amerikanischen Bürgerkrieg, danach müssen sie sich neu finden. Und am 22. August gibt es ein Wiedersehen mit Kevin Costner in „Horizon – An American Saga“ , der bei den Filmfestspielen in Cannes eher durchwachsene Kritiken erhielt.

An Perlen inmitten der Superheldinnen und Action-Stars mangelt es diesen Sommer nicht: Nächste Woche startet endlich der Festivalliebling „Love Lies Bleeding“ in den heimischen Kinos mit einer furiosen Kristen Stewart. Und ab 25. Juli kann man die oscarnominierte Sandra Hüller endlich wieder auf der Leinwand betrachten – in der DDR-Komödie „Zwei zu eins“, die nach wahrer Begebenheit von den versteckten DDR-Millionen in einem Stollen erzählt.

Und Cate Blanchett sieht – zumindest im Trailer – von „Borderlands“ fantastisch aus. Auch, wenn man der seit Ewigkeiten verschobenen Videospiel-Adaption vielleicht nicht trauen soll. Zum Sommer-Finale warten heimische Produktionen wie Ruth Beckermanns vielfach ausgezeichneter Dokumentarfilm „Favoriten“ (19. 9.) über eine Lehrerin und ihre Klasse im zehnten Wiener Hieb sowie die bitterböse, beim Sundance Film Festival uraufgeführte Kapitalismus-Kritik „Veni Vidi Vici“ (13. 9.) von Daniel Hoesl und Julia Niemann.