Das große Mondfahrt-Jubiläum mag zwar schon 2019 gewesen sein. Neil Armstrongs, Buzz Aldrins und Michael Collins Reise zum Erdtrabanten inspiriert filmisch aber noch immer. So wie diese romantische Komödie mit Scarlett Johansson und Channing Tatum. Nicht nur der Beginn der Mondfahrt liegt lange zurück, auch „To The Moon“ wirkt – im besten Sinne – etwas aus der Zeit gefallen. Ein bisschen Screwball-Comedy, ein wenig Abenteuer, ein groß angelegtes Drama.
Statt um die Raumfahrer, wie etwa in Damien Chazelles „First Man“, geht es diesmal um die Strippen, die dahinter gezogen werden. Um die wahre Geschichte, wie eine Stimme aus dem Off sagt. Die wahre Geschichte, das klingt ein wenig wie die zahlreichen Verschwörungstheorien. War die Mondlandung echt? Wurde sie nur im Studio gefilmt? Diese Vermutungen finden später ihren Platz in der Handlung.
Doch zunächst geht es darum, dass das ominöse Marketing-Genie Kelly Jones (Johansson) von einem Vertreter der Regierung, Moe Berkus (Woody Harrelson) gebeten wird, den Mond zu verkaufen. Nicht physisch, sondern als Konzept. Nicht an einen reichen Sammler, sondern an die amerikanische Bevölkerung. Die muss inmitten des Vietnam-Kriegs und der Armut dafür begeistert werden, das Wettrennen gegen die Sowjetunion zu gewinnen.
Kelly überlegt sich auch gleich einmal einige gute Strategien, wie etwa Werbepartner an Land zu ziehen, Interviews zu organisieren, oder die Primetime im Fernsehen zu reservieren. Doch der Missionsleiter Cole Davies (Tatum) ist von diesem Aufwand weniger begeistert und fürchtet, seine Leute würden sich nicht mehr auf ihre Aufgaben konzentrieren. Doch als Kelly die brillante Idee hat, man könnte doch die Mondlandung im Fernsehen übertragen, und die Regierung hier eine selbst gedrehte Absicherung verlangt, müssen beide zusammen an einem Strang ziehen. Schließlich wurde der echte Mond verkauft, und keine Attrappe.
Keine seichte Bruchlandung
Der finale Akt, in der Kelly, Cole und die Regierung Katz und Maus miteinander spielen, und Regisseur Greg Berlanti die gesamte Mondlandung durchinszeniert, sind großes Kino. Dabei verlässt der Film sein bis dato eher süßlich-amüsantes Terrain und beweist, dass romantische Komödien mehr sein können als nur seichte Unterhaltung. Das altbackene 2000er-Konzept einer Frau im Marketing, die ihre große Liebe findet, wird mit viel Karacho auf den Kopf gestellt. Und bringt einen so richtig wieder in Weltraummissionsstimmung.
Bewertung: ●●●●○
Ich – Einfach unverbesserlich 4
Der Titel ist längst nicht mehr Programm. Wollte Gru, der osteuropäische Antiheld dieser computeranimierten Erfolgsreihe, im ersten Film noch den Mond kapern, hat er das schurkische Leben nun gegen ein bürgerliches eingetauscht. Das Papa-Dasein wird herausgefordert. Ein Wegbegleiter aus alten Tagen schwört auf Rache, Gru und seine Familie müssen untertauchen. Da dürfen die Minions nicht fehlen; die kleinen, gelben Handlanger mutieren zu übergroßen Superhelden. Ansonsten ist das Sequel eher arm an Ideen. Wer von den Kauderwelsch sprechenden Quälgeistern noch nicht genug hat, wird auch mit Teil vier seine Freude haben. (pog) ●●○○○
Madame Sidonie in Japan
Die Trauer lähmt die Pariser Autorin Sidonie Perceval (Isabelle Huppert): Ihre Familie starb bei einem Unfall, als sie eine junge Frau war. Nicht genug: Vor einigen Jahren starb auch ihr Mann Antoine
(August Diehl) auf diese Art. Seitdem schreibt sie nicht mehr. Als ihr japanischer Verleger Kenzo Mizoguchi (Tsuyoshi Ihara) ihr erstes Buch wiederveröffentlicht, lädt man sie nach Japan. Zwischen Interviews und dem Besuch kultureller Stätten wartet in Kyoto eine andere Überraschung im Hotelzimmer: der Geist von Antoine.
Für Sidonie wird dieser Trip zum Prozess der Trauerarbeit. Und langsam lernt sie, sich wieder dem Leben zu öffnen. Und der Liebe. Huppert schaut man einfach gerne beim Zweifeln und Wieder-Aufstehen unter der feinfühligen Regie von Élise Girard zu. (js) ●●●○○
Mehr Kino
Susanne Gottlieb