Der Grazer Kulturbeirat appelliert in einem offenen Brief an Bürgermeisterin und Stadtregierung, dass die angekündigten Sparmaßnahmen in der Stadt Graz, nicht zu Lasten der Entwicklung der Kultur gehen. Vor allem um den Fortbestand der Freien Szene, aber auch um die Arbeitsbedingungen an den Bühnen gibt es Befürchtungen. Der Brief im Wortlaut:
„Die Mitglieder des Kulturbeirats der Stadt Graz appellieren mit Nachdruck an die Stadtregierung und an Sie als Finanzstadtrat, die in Aussicht gestellten Kürzungen in allen Bereichen um 10 Prozent vor allem im Kulturbereich gründlich zu überdenken und diese in der Kleinen Zeitung vom 27. Juni 2024 veröffentlichte Planung zurückzunehmen: Da Subventionsmittel zu einem großen Teil vertraglich gebunden sind, kämen die frei subventionierten Szenen im künstlerischen Projektbereich, die mühsam errungenen ersten Schritte in Richtung ,Fair Pay‘ im Kultur- und Kunstbereich überproportional ins Stocken, ja es würde ihnen teilweise der Garaus gemacht, weil gerade die hier betroffenen Künstlerinnen und Künstler, Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeiter in den meisten Fällen armutsgefährdet sind, bzw. unter der Armutsgrenze leben müssen: Jahrelange Sensibilisierung in Richtung Politik wäre damit in höchstem Maße gefährdet.
Nicht nur die Garantie der frei subventionierten Szene möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich einmahnen. Auch die als erforderlich nachvollziehbare Inflationsanpassung der Bühnen Graz erscheint für den Wettbewerbsstandort der Spielstätten ein unabdingbares Gebot der Stunde, die fairen Anpassungen zugunsten des Graz Museums, des Kunsthauses und der Stadtbibliotheken wären mit einer Subventionskürzung akut bedroht. Ebenso braucht es für die ,freie Szene‘ nachvollziehbare Inflationsanpassungen. Auch nehmen wir mit Sorge zur Kenntnis, dass die finanzielle Absicherung von Creative Industries Styria und der FilmComission noch nicht erfolgt ist.
Des Weiteren ist für eine konzise Programm-Kuratierung der Tennenmälzerei als willkommener neuer Kunst- und Kulturstandort im neuen Stadtteil eine angemessene Finanzierung dieser Kurationsposition vonnöten.
In der aktuell so positiv laufenden finalen kulturpolitischen Standortbestimmung, die auf einen möglichst breiten Ausgleich kultureller Player, Kunst- und Kulturakteurinnen und Akteure und Positionen der Rezipierenden von Kunst ausgerichtet war, wäre eine derartige Kürzung im Kulturbereich ein absolut falsches Signal: Gerade in Krisenzeiten sind Kunst und Kultur als jene transformativen Felder ohne Wenn und Aber zu fördern, ohne die unsere Gesellschaft noch aufgeregter und aufgeheizter werden würde. Die Alternativen, Oasen und Erkenntnisse, die im Kreativbereich entstehen, sind gerade in ,Notzeiten‘ völlig außer Streit zu stellen, was sich auch in einem klaren Budgetbekenntnis auszudrücken hat.“
Unterzeichnet ist der Brief von den Mitgliedern des Kulturbeirats: Heidrun Primas (Sprecherin), Klaus Kastberger (Stellvertreter), Sibylle Dienesch, Christiane Kada, Margarethe Makovec, Johannes Rauchenberger, Bernhard Rinner, Christine Teichmann und Günther Witamwas