Ein Frühlingsabend im südsteirischen Greithhaus. Auf dem Programm steht Adalbert Stifters „Der Hagestolz“, die Geschichte eines einsam Gealterten, der einen jungen Mann für eine Lebenslektion zu sich holt. Nicht unbedingt der munterste Vortragsstoff, könnte man meinen. Aber im Saal herrscht Stimmung wie bei einem Rockkonzert. Philipp Hochmair hat sich den Text vorgenommen, begleitet von seiner Band „Elektrohand Gottes“ spielt, flüstert, schreit, wälzt er sich durch den Text. Kein Zweifel, der Mann hat Charisma. Am Ende tobt das Publikum, und man wundert sich nicht, dass der Salzburger „Jedermann“ dieses Jahr überbucht ist wie selten zuvor: Hochmair wird ihn spielen. Vor Jahren war er auf dem Domplatz schon einmal Einspringer für den erkrankten Tobias Moretti. Nun ist er, unlängst 50 geworden, ab Ende Juli selber der offizielle „Jedermann“ der Festspiele. Die Rolle hat er intus wie kaum ein anderer. Sein „Jedermann Reloaded“, ein Solo mit rockiger Musikbegleitung, hat er seit 2013 bereits mehr als 100mal gespielt. Dennoch kann von Routine keine Rede sein, erzählt Hochmair bei Schwarztee unterm Nussbaum.
Ute Baumhackl