Der Teufel hat sich vergoldet. Elf Nominierungen konnte das düstere Historiendrama „Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala in acht Preise ummünzen. Mehr als 500 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films haben gewählt und in vielen der 17 Kategorien konnten die Favoriten und Favoritinnen bei der kurzweiligen Gala im Wiener Rathaus reüssieren. Der Preis für den besten Spielfilm ging gestern Abend im Beisein von viel Prominenz an das eindringliche Drama über das Phänomen des so genannten mittelbaren Suizids im 18. Jahrhundert. Der von Ulrich Seidl produzierte Berlinale-Wettbewerbsfilm durfte sich über die von Valie Export gestalteten Trophäen freuen – nämlich für beste Kamera (Martin Gschlacht), beste Montage (Michael Palm), bestes Maskenbild (Judith Kröher Falch, Tünde Kiss-Benke). Zwei Trophäen wurden an eine Steirerin vergeben: Die gebürtige Gnaserin Anja F. Plaschg alias Soap&Skin wurde für die beste Musik ausgezeichnet und für die beste weibliche Hauptrolle.
„Ich möchte jede und jeden ermutigen, sich die Geschichten unserer Großmütter, Urgroßmütter und Vorfahrinnen anzuschauen. Ich habe mit Bestürzung erkannt, dass sich die Geschichte von damals immer wieder weitererzählt“, sagte Plaschg, als sie den Preis von Laudator Georg Friedrich bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte entgegennahm. Plaschg verkörpert in „Des Teufels Bad“ eindringlich eine depressive Frau, die das Leben nicht mehr erträgt. Als bester Nebendarsteller geehrt: Karl Fischer im Coming-of-Age-Film „Mermaids don‘t cry“. Seine launige Dankesrede startete der Charakterdarsteller so: „Ich bin ein bisserl traurig, dass meine jahrelange Nominiertenkarriere nun zu Ende gegangen ist.“
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An ihrer Seite wurde Maria Hofstätter als beste Nebendarstellerin für die Rolle der Schwiegermutter gekürt. Sie konnte ihren Preis wegen eines Drehs nicht persönlich entgegennehmen.
Zweiter Gewinner ist Adrian Goigingers liebevolle Hommage „Rickerl“ an Wiens Musikszene und alle Tschocherln: Die Auszeichnungen für die beste Regie und das beste Drehbuch gehen an den Salzburger Filmemacher, jener für das beste Casting – erstmals verliehen – an Angelika Kropej. Musiker Voodoo Jürgens erhielt nach dem Diagonale-Darstellerpreis für sein Hauptrollen-Debüt als strauchelnder Musiker und liebevoller Vater auch den heimischen Filmpreis für die beste männliche Hauptrolle. „Na Bumm! – Damit hab i net gerechnet“, sagte der Musiker auf der Bühne. Adrian Goiginger dankte seinen Freunden, mit denen er seit Jahren Filme machen dürfe. Und holte den zweiten Star des Films auf den Abend: Kinderdarsteller Ben Winkler.
Die beste Laudatio des Abends stammte aus der Feder von Pia Hierzegger: Sie präsentierte die Kategorie beste männliche Hauptrolle und kündigte – Achtung, Ironie! – eine Berufsgruppe an, die es „so schwer hat“, weil die Konkurrenz bei dem Angebot der vielen Hauptrollen für Männer groß sei. Eine Gruppe, die früh aufstehen müsse, nicht mehr ihren Grant am Team auslassen dürfe und dieses sogar beim Namen kennen solle. Viel Applaus dafür! Ebenso wie Michael Ostrowskis Persiflage in der erfundenen Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“, in der er Szenen aus Filmen „Des Teufels Bad“, „Europa“, „Club Zero“ etc. nachspielte.
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Über den Preis für den besten Dokumentarfilm dürfen sich Regisseur Chris Krikellis und Produzent Peter Janecek für „Souls of a River“ freuen, über jenen für den besten Kurzfilm Mark Gerstorfer für „Die unsichtbare Grenze“. Und Josef Haders zweite Regie-Arbeit „Andrea lässt sich scheiden“ von der Wega-Film und dem Verleih Filmladen war der Publikums-stärkste Film des Jahres mit rund 180.000 Kinobesuchen bis dato.
Verena Altenberger und Arash T. Riahi, sie haben die Akademie-Präsidentschaft inne, kündigten nach diversen Skandalen, Vorwürfen und Übergriffen eine „unpolitische“ Preisverleihung an. Es solle, meinten sie, nur um den Film gehen, nicht um Rassismus, Sexismus, etc. Nachsatz: „Das überlassen wir den Experten“, inklusive Seitenhieb auf „ORF-kulturMontag“ und „Kurier“, die dafür sorgen würden, dass nicht nur die Opfer zu Wort kommen.