Also nein, beschwichtigen die beiden Performer gleich beim Betreten der Bühne: Das wird hier jetzt überhaupt nicht kompliziert. Na ja, ein bisschen vielleicht. An ein paar Stellen.
„Die Rechnung“ lautet der Titel des Stücks, das „Forced Entertainment“-Gründer Tim Etchells im Vorjahr mit dem britisch-französischen Komikerduo Bertrand Lesca und Nasi Voutsas für das Festival d’Avignon erarbeitet hat; in Kooperation mit dem Volkstheater hat der oftmalige Festwochen-Gast es nun für Wien adaptiert, als unaufwendige Tourproduktion für Gasthäuser, Sportvereine, Schulaulen wird es bis Herbst in allen 23 Stadtbezirken zu sehen sein.
Repetition als Grundmodell der Komik
Frank Genser und Christoph Schüchner geben in rasendem Rollenwechsel einen Gast und einen Ober, der Wein in ein Glas einschenkt, bis es überläuft; immer wieder passiert das selbe Malheur, das beruft sich auf die Repetition als Grundmodell der Komik: Eine Situation wird immer komischer, je öfter sie sich wiederholt. Aber natürlich unterläuft Etchells dieses Modell, mit jeder Wiederholung ändern sich Tonalität, Tempo und Text des Sketchs, rasch wackelt die scheinbar eindeutige Hierarchie zwischen Ober und Gast. Die Verhältnisse sind nicht so stabil, wie sie scheinen, sowieso kippt der rasante Rollentausch bald ins Chaos: Wer ist eigentlich gerade wer? Soll man weitermachen, wenn klar ist, was passieren wird? Und wer zahlt überhaupt die titelgebende Rechnung für all den verschütteten Wein?
Es werden also tüchtig Perspektiven eingeschenkt in dieser Farce über die Wechselhaftigkeit von Machtverhältnissen, in fast beckettscher Tragikomik, forciert laut, forciert schnell. Ein Match für die beiden taktsicheren Slapstickvirtuosen Genser und Schüchner, die am Sonntag bei der Premiere im Schutzhaus „Zur Zukunft“ auf der Schmelz ausgiebig bejubelt wurden.
Ute Baumhackl