Ein Cover sagt viel über die Musik, die drinnen steckt. Auf dem neuen Album der Gruppe Rote Augen sind nur die sechs Musiker zu sehen, einige davon nicht mehr ganz jung. Das hat durchaus Vorteile, sind durch ältere Herren schon länger musikalisch sozialisiert und können aus dem Vollen der Vergangenheit schöpfen. „Augenblicke“ heißt das zweite Album der Grazer Band rund um Matthias Krejan, der schon bei legendären Bands wie The Sado Maso Guitar Club oder The Incredible Staggers am Werk war. Vergangenheit bedeutet aber nicht Retro, davon sind Rote Augen weit entfernt, auch wenn sie eine Affinität zum Sound der 60er- und 70er-Jahre nicht abstreiten können – und wollen. Das Sextett schafft mühelos die Quadratur des Kreises: Der musikalische Rückwärtsgang trübt nicht den Blick auf das Heute. Das Fundament ist zwar knackiger Rock, aber ohne breitbeiniges Old-School-Gehabe. Die Texte sind auf Deutsch, und auch hier gelingt eine lässige Gratwanderung: in den Songs wird die Welt weder erklärt noch banalisiert. „Ich bin ein altes Schiff“ heißt ein Track. Mag sein, aber der Motor ist ziemlich neu.
Albumtipp: Rote Augen. Augenblicke. Nette Alte Dame Records.